Wien - Pflanzen nehmen nicht nur Wasser und lebenswichtige Nährstoffe, sondern - falls vorhanden - auch Schadstoffe aus dem Boden. Was für die Nahrungsmittelproduktion ein großes Problem werden kann, nutzen Wissenschafter immer häufiger auch zum Sanieren von kontaminierten Böden. In einem Forschungsprojekt an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien haben sich Weiden und Pappeln als ausgezeichnete Schadstoffspeicher herausgestellt. Das Projekt wurde am Dienstag in Wien präsentiert. Für das von der Wiener Umweltanwaltschaft initiierte und in Kooperation mit den Magistratsabteilungen 22, 45 und dem Wissenschaftsministerium am Boku-Institut für Bodenforschung durchgeführte Vorhaben führten die Wissenschafter unter anderem Topfversuche mit Stecklingen im Freiland durch. Dabei zeigte sich, dass besonders Weiden und Pappeln die Fähigkeit haben, giftige Schwermetalle wie Blei, Zink oder Cadmium wie ein Schwamm aus dem Boden zu ziehen und im Laub zu speichern. Die beiden Baumarten sind dabei so effizient, dass sie beispielsweise die 700-fache Menge an Cadmium gegenüber anderen Pflanzen aufnehmen können, so die Boku-Forscher. Im Rahmen des Projekts wurde auch gleich eine neue Verfahrensidee entwickelt und von der Stadt Wien zum Patent angemeldet. Dazu bringt man zuerst eine dünne Tonschicht auf verunreinigtem Gelände aus, anschließend pflanzt man Stecklinge von Weiden und Pappeln. Dann kann das System einige Jahre sich selbst überlassen bleiben. Die in den Blättern gespeicherten und durch Laubfall und Verrottung wieder frei werdenden Schwermetalle sammeln sich in der Tonschicht und werden dort gebunden. Am Ende der Sanierungsperiode werden Laub- und Tonschicht abgetragen, das Laub wird verbrannt, aus der Tonschicht lassen sich die Schwermetalle wiedergewinnen. Das Holz der Bäume kann relativ vielseitig genutzt werden, denn im Gegensatz zum Laub ist es schwermetallarm. Laut Angaben der Forscher ist das Verfahren nicht nur effektiv, sondern auch vergleichsweise billig. (APA)