Wien - Nach zwei langen Wochen des Schweigens meldete sich Postgeneraldirektor Anton Wais zur umstrittenen Umstrukturierung des gelben Staatsriesen zu Wort. Ein Abgehen von der beschlossenen Neuordnung in fünf Sparten sei ausgeschlossen, betonten Wais und sein Vorstandskollege Josef Halbmayr. Die Bündelung der Geschäftsbereiche Brief, Infomail (Werbeprospekte), Medienpost (Zeitungen), Kurier-Express-Paket und Filialnetz (Postamtsschalter) sei sinnvoll und notwendig, denn die Sparten würden sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln. Und darauf könne die Post als Konglomerat nicht schlagkräftig reagieren. Die von der Personalvertretung befürchtete Zerschlagung "ist überhaupt nicht geplant", es gehe um Partnerschaften. Businesspläne für die fünf Divisionen legte die Post nicht vor, wohl aber Größenordnungen: Der stagnierende Briefsektor bringt mit 798,46 Mio. EURO und 19.680 Vollzeitarbeitskräften rund 50 Prozent des Umsatzes auf die Briefwaage. Das Geschäft mit den Werbeprospekten macht mit 288 Mitarbeitern und 341,56 Mio. EURO bereits mehr als ein Fünftel des Umsatzes aus; Tendenz steigend. Sorgenkinder Sorgenkinder sind der Paketsektor, in dem 2382 Mitarbeiter 177,25 Mio. EURO umsetzen, und die Medienpost. Letztere erwirtschaftet mit 88 Mitarbeitern 106,47 Mio. EURO Umsatz - exklusive die Kosten für die Zusteller, versteht sich. Mit den Postämtern, die wie berichtet von 2300 auf rund 1650 abgespeckt werden sollen, macht der gelbe Riese 175,21 Mio. EURO oder zehn Prozent des Umsatzes - inklusive "externe Umsätze" aus Papier-und Handygeschäft sowie den Finanzdienstleistungen. Mit der rebellierenden Gewerkschaft, die am 12. und 13. März über Protest- und Streikmaßnahmen beraten will, verhandelt Wais nach eigenen Angaben. Ein Papier mit Forderungen sei ihm allerdings nie vorgelegt worden. Zur Erinnerung: Der Postbetriebsrat wirft dem Vorstand vor, mit der Neuorganisation Mehrkosten von 263 Mio. EURO zu verursachen, weil jede Sparte Marketing, Vertrieb und Logistik brauche. Die Post kontert, es entstünden keine eigenständigen Unternehmen, sondern nur Sparten mit Ergebnisverantwortung. Klausur Ob die Bedenken der Gewerkschafter inzwischen entkräftet wurden? "Das Reformtempo ist für die Personalvertretung offenbar sehr hoch", meinte Halbmayr süffisant. Am 8. und 9. April soll aber eine Klausur stattfinden, um über "allfällige Nachteile" für die Mitarbeiter zu beraten. Betriebsratschef Gerhard Fritz gibt keine Entwarnung. Noch stehe nicht fest, welche Geschäftsprozesse künftig wie ablaufen werden und ob Kostenwahrheit herrschen werde. Unter Dach und Fach soll die Causa in Aufsichtsratssitzung und Hauptversammlung am 6. Mai gebracht werden. Dort sollen auch die finanziellen Folgen des Postumbaus diskutiert werden, heißt es in der ÖIAG. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 6.3.2002)