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In den AHS bleibt vorerst alles beim Alten

Foto: APA/Schlager
Wien - Kurssystem statt Regelunterricht für Gymnasiasten, spätestens zwei Jahre vor der Matura - dieser Punkt der Oberstufenreform ist vorerst auf Eis gelegt. "Das muss noch im Schulversuch getestet werden. Eine derartige pädagogische Entwicklung kann man nicht aus dem Ärmel schütteln", sagt Bildungsministerin Elisabeth Gehrer im Standard-Interview. Sie war noch vor kurzem selbst für ein "gemäßigtes Kurssystem" eingetreten, steigt nach Expertengesprächen jetzt aber auf die Bremse. Unterstützt wird sie dabei von AHS-Lehrergewerkschafter Helmut Jantschitsch. Er glaubt, dass das Kurssystem personal- und raumintensiver, somit teurer sei. Abgesehen davon würde der Klassenverband völlig aufgelöst. In amerikanischen Highschools werde dieser Mangel durch intensives Sporttraining in gleich bleibenden Kleingruppen ausgeglichen. Durchfallen im klassischen Sinne gibt es in diesem System übrigens nicht: Wer einen Kurs negativ abschließt, muss ihn einfach neuerlich besuchen. Kern der Oberstufenreform, die ab Mai im Entwurf vorliegen und ab 2003/04 in Kraft sein soll, ist mehr Autonomie für die Schulen: Sie werden künftig - ohne einen Schulversuch einreichen zu müssen - Schwerpunkte setzen dürfen. Das heißt etwa: mehr Sprachen, dafür weniger naturwissenschaftliche Fächer. Abgewählt werden darf hingegen auch künftig kein Gegenstand. Denn das Ministerium wird ein Mindest- beziehungsweise ein Höchststundenausmaß für jedes Fach festlegen. Gewerkschafter Jantschitsch kann sich auch die Schaffung von Neuem - etwa Rhetorik (in den USA: "Public Speaking") vorstellen. So weit will Gehrer nicht gehen. Derartiges könnte ja durchaus in den bisherigen Fächern - etwa in Deutsch - verankert werden. In naturwissenschaftlichen Gegenständen soll künftig weniger "reproduzierend" und mehr "lösungsorientiert" unterrichtet werden, wünscht sich Gehrer. Dafür wird es spezielle Lehrer-Fortbildungsveranstaltungen geben. Das Gesetz braucht eine Zweidrittelmehrheit, damit auch die Zustimmung der SP im Parlament. SP-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl will dem Ganzen nicht von vorneherein die rote Karte zeigen: "Wir schauen uns an, was vorgelegt wird."(DER STANDARD, Printausgabe, 5.3.2002)