Berlin - Der russische Schriftsteller Friedrich Gorenstein ist kurz vor seinem 70. Geburtstag nach längerer Erkrankung am Samstag in Berlin gestorben, wie sein Verlag mitteilte. Der gebürtige Russe Gorenstein wurde am 18. März 1932 in Kiew geboren, 1979 reiste er nach West-Berlin aus. In seinen Büchern setzte sich der jüdische Autor vor allem mit dem Stalinismus, Antisemitismus und dem Verhältnis von Juden und Christen auseinander.Böse Märchen Zu seinen Werken gehören unter anderem "Die Sühne" (1979), "Der Platz" (1995) und "Malen, wie die Vögel singen" (1996). In den Texten des Schriftstellers, die sich oft wie böse Märchen lesen, sind autobiografische Züge mit philosophisch-religiösen Betrachtungen verknüpft. Der Vater ein "Volksfeind" Gorenstein verlor früh seine Eltern. Sein Vater war Wirtschaftswissenschaftler und wurde unter Stalin als "Volksfeind" erschossen. Gorenstein schlug sich als Hilfsarbeiter durch, bevor er in den 50er Jahren Bergbau studierte. Nebenher schrieb er Erzählungen und Filmdrehbücher. Abgesehen von einer Erzählung durfte seine Prosa jedoch nicht publiziert werden. Auch seine Drehbücher wurden oft zensuriert In den 60er Jahren spezialisierte sich Gorenstein nach einem Fernstudium an der Filmakademie in Moskau auf Drehbücher. Zwar scheiterten auch diese zum Teil an der Zensur, doch es wurden auch einige Verfilmungen möglich, darunter 1972 Andrej Tarkowskis "Solaris". 1979 ermöglichte ihm ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes die Ausreise in die Bundesrepublik, wo Gorenstein als freier Schriftsteller in West-Berlin lebte. Doppelter Außenseiter Seine eigene Lebensgeschichte, wie das doppelte Außenseitertum als Jude und Sohn eines "Verräters", verarbeitete Gorenstein am deutlichsten in dem monumentalen Roman "Der Platz", der als sein Hauptwerk gilt. (APA/dpa)