Wien - "Circa fünfzig Projekte, Einkaufszentren und Fachmarktzentren" sind in Österreich derzeit in der Pipeline, schätzt Wolfgang Richter, Geschäftsführer des Handelsberatungsunternehmens RegioPlan. Bei den Einkaufszentren - also mehreren Geschäften unter einem Dach - seien es wieder mehr Innenstadtprojekte als früher. In Wien beispielsweise wird künftig verstärkt auf große U-Bahn-Stationen als Frequenzbringer gesetzt. So ist etwa beim Bahnhof Meidling - bisher eine Handelswüste - ein Zentrum mit 7000 Quadratmetern geplant. Hauptmieter soll dem Vernehmen nach die Ulmer Drogeriekette Müller werden, die mit ihrer Kombination aus klassischem Drogerieangebot, Wohnaccessoires und CD-Shop schwer expansiv in Österreich unterwegs ist. Müller ist auch Hauptplayer beim Showdown in der Innsbrucker Innenstadt. Auf der Maria-Theresien-Straße stehen sich zwei Prestigeprojekte buchstäblich gegenüber: Das Kaufhaus Tyrol, zum Großteil im Besitz von Gerngross/Palmers, harrt dem Umbau zu einem modernen City-Einkaufszentrum à la City-Passage Linz. Doch von der Stadt wurde ein Baustopp verhängt. Bei Palmers wird gemutmaßt, damit wolle man dem Konkurrenten vis-à-vis, der "Rathausgalerie" die Suche nach Mietren erleichtern. Deren 9000 Quadratmeter seien seit kurzem aber schon "zu 99 Prozent voll vermietet", berichtet Stefan Eigentler, Prokurist des Projektentwicklers BOE (Besitzer des Zentrums ist eine Investorengruppe rund um die Pitztaler Seilbahngesellschaft). So genannter "Ankermieter" ist wieder Müller; bemerkenswerte Mieter sind weiters der erste Shop der spanischen Kette Mango in Westösterreich, sowie das erste "Marlboro-Classic"-Modeoutlet hierzulande. Am 5. September soll eröffnet werden. Wien gegen Tirol Pikant: BOE ist zu einem Drittel am Kaufhaus Tyrol beteiligt. Zwischen Palmers und BOE herrscht "eine absolute Pattstellung", so Eigentler. Das Konzept "der Wiener" sei seinen Worten nach dem Bürgermeister als "nicht geeignet" erschienen. Gerngross argumentiert, der Innsbrucker Innenstadt fehlten "im unmittelbaren Zentrumsbereich große Magnetbetriebe als Frequenzbringer und Imageträger. Durch diese Leitbetriebe würden sich Cross-Selling-Effekte ergeben, was bedeutet, dass die Kunden nicht nur bei diesen Magneten einkaufen, sondern verstärkt auch in den Geschäften rundherum. Aufsehenerregende Projekte sind weiters: ein Factory-Outlet-Center bei Leobersdorf/ Hirtenberg (der Schweizer Investor Martin Ebner sucht über seine Schweizerisch-österreichische Gewerbe- und Industriepark Errichtungsgesellschaft derzeit einen potenziellen Betreiber); eine Shoppingmall integriert in das Villacher Sportstadienprojekt "Arena" des Halbleiterindustriellen und Fußballklubbesitzers Egon Putzi. Bei Fachmarktzentren - die Ansammlung eigenständiger Geschäftsgebäude rund um einen gemeinsamen Parkplatz - dominieren eher die mittelgroßen Projekte außerhalb von Bezirkshauptstädten. Der RegioPlan-Chef: "Diese sind relativ leicht zu realisieren, es gibt billige Grundstücke und wenig Widerstand in den Gemeinden." Einige Filialisten - Richter nennt Adessa (Mode) oder Deichmann (Schuhe) - hätten sich auf derartiges spezialisiert. Ein Treiber sei auch die Expansion des Lebensmittelriesen - Spar zieht es verstärkt in den Osten, Rewe Austria (Billa/Merkur) in den Westen Österreichs. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 4.3.2002)