Die Tageszeitung L'Avvenire rückte den Alarmruf auf die Titelseite: "Die Wiegen sind leer". Nur ein "radikales Umdenken", führt das Blatt der Bischofskonferenz aus, könne dem Land wieder das bescheren, was ihm fehle: Bambini.Niedrigste Geburtenrate der Welt Längst ist Italiens Geburtenrate die niedrigste der Welt. Sie ist seit 1964 unaufhaltsam gesunken und liegt bei statistischen 1,19 Kindern pro Frau (in Österreich liegt die Quote bei 1,34). Der Präsident der Toskana, Claudio Martini, hat jetzt an die Bewohner appelliert, mehr Kinder zu zeugen. Die Region mit der höchsten Lebensqualität weist mit 0,99 die niedrigste Geburtenquote Italiens auf. Für den Unternehmerverband im reichen Nordosten ist der Geburtenrückgang gar der "Krisenfaktor Nummer eins". Ohne Umdenken gebe es "weder Entwicklung noch Zukunft". In Venetien und im Friaul will man jetzt Frauen durch Teilzeitverträge und längere Öffnungszeiten der Kindergärten entlasten. Finanzielle Anreize der Gemeinden Viele Gemeinden haben sich entschlossen, Geburten durch finanzielle Anreize zu unterstützen. Modena zahlt für Babys im ersten Lebensjahr 362 Euro monatlich. Wer im städtischen Kinderhort keinen Platz findet, kann einen privaten wählen. Auch Trient bietet berufstätigen Frauen private Kinderhorte mit flexiblen Betreuungszeiten an. Durch Kindergeld (das gerade in Österreich für hitzige Diskussionen, auch im Zusammenhang mit Geburtenrückgang, sorgt), Heiratsprämien, Mietförderung für junge Paare und Schwangerschaftshilfen wetteifern Kommunen und Regionen darin, Italiens Frauen zum Kinderkriegen anzuregen. Denn im Land der Mammas bleibt ein Viertel der weiblichen Bevölkerung kinderlos, ein weiteres Drittel begnügt sich mit einem Kind. Le Monde rechnete den Italienern jetzt die Folgen vor: 20 Millionen Menschen weniger bis 2050. Kommentar dazu: "Kein Volk kann ein derartiges Trauma hinnehmen." (Gerhard Mumelter aus Rom, Standard-Printausgabe , 2./3. März 2002)