"Der Journalismus in Österreich befindet sich in einer Krise", erklärt Hans Heinz Fabris, Universitätsprofessor des Salzburger Instituts für Kommunikationswissenschaften. Und bringt damit die Ergebnisse der "6. Bilanz zur Lage des Journalismus" auf den Punkt: 2001 brachte wesentliche Verschlechterungen für österreichische Journalisten."Politik gegen Aufdeckungsjournalismus" So ortet die jährlich durchgeführte Analyse etwa eine "Politik gegen Aufdeckungsjournalismus". Stichworte: Sicherheitspolizeigesetz, Informationssicherheitsgesetz, Militärbefugnisgesetz. "Es wird versucht, auf legistischer Basis nach der Pressefreiheit zu greifen", erklärt der Mitautor der Studie, Universitätsprofessor Rudi Renger. ""Pressekahlschlag" Weiterer Kritikpunkt: "Politik mit dem Rotstift seitens der Bundesregierung." Die Erhöhung der Postzeitungstarife habe einen "Pressekahlschlag" mit sich gebracht: 2001 wurden mehr als 4500 Zeitungs-und Zeitschriftentitel eingestellt, so die Bilanz. Regierungspolitisches "Machtkalkül" stellt Fabris exemplarisch am Beispiel ORF dar: "Rundfunkpolitik wurde im Wesentlichen auf Personaldebatten im alten Stil reduziert." Lob für den STANDARD Kritik enthält die Bilanz auch an den Medien: Im Zuge der Berichterstattung über die Terroranschläge habe sich "kaum ein Medium des Sensationalismus enthalten", fasst Renger zusammen. Hier lobt er den STANDARD: 53 Prozent aller Berichte über den 11. September waren "faktenorientiert." Nur die Salzburger Nachrichten schnitten mit 63 Prozent besser ab. Zum Vergleich: Zwei Drittel der Krone-Berichte zum Thema waren "hochgradig emotionalisiert". (jed/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2./3. März 2002)