Hamburg/München - Kleinwüchsig, rotes Strubbelhaar, ein
dicker Bauch und eine schrille Stimme, die - schwillt sie an - einen
Toten aufwecken könnte: Das sind zugegebenermaßen wenig attraktive
Merkmale für einen ganzen Kerl, und doch ist gerade dieser seit
Jahrzehnten umschwärmt und geliebt wie kaum ein anderer: Pumuckl ist
sein Name, und er feiert Geburtstag. Wie eine Diva hält der Kobold
aus der Familie der Klabautermänner mit seinem genauen Alter hinter
dem Berg. Doch seine "Mutter", die Autorin Ellis Kaut (81), legte
sich nun fest: "Pumuckl wird in diesem Jahr 40, und zwar im März."
Es war im Winter 1961, als Ellis Kaut mit ihrem Mann einen
Spaziergang durch Schnee und Eis unternahm. Die fröstelnde Frau mit
rötlichem Haarschopf und rot gefrorener Nase inspirierte ihren
Ehemann zu dem Ausruf: "Du bist ja ein richtiger Pumuckl". Der Name
also war da, doch das Kerlchen noch unfertig. Es nahm erst ein Jahr
später feste Konturen an, als der Bayrische Rundfunk für seine
Kindersendung eine neue Idee suchte und sie bei Ellis Kaut fand. Ihr
Kobold eroberte im Sturm die junge und ältere Zuhörerschaft.
Auf den Leim gegangen
Das erste Hörspiel mit dem Titel "Pumuckl und der Schmutz"
erzählt, wie sich der Klabautermann in die Schreinerwerkstatt vom
Meister Eder verirrte, ihm dort buchstäblich auf den Leim ging - und
somit sichtbar für den kauzigen Bayern wurde, mit dessen
beschaulicher Ruhe es damit vorbei war. "Das Erstaunliche war daran,
dass der Schauspieler Hans Clarin von der ersten Rundfunksendung bis
zum jüngsten Film die Stimme des Pumuckl übernahm", erzählt Ulrike
Weigl vom Kinderfunk des Bayrischen Rundfunks. Die Stimme war es vor
allem, die Tausende von Kindern faszinierte und das damals noch
imaginäre Bild des Kobolds prägte.
Einige Jahre später - den neugierigen Pumuckl hielt es nicht mehr
im Rundfunksender, er wollte jetzt das Fernsehen erobern - musste
seine Gestalt geformt werden: Ein ungarisches Trickfilmstudio
zeichnete die Figur so, wie sie heute noch jedermann kennt: rote
Haare, gelbes Hemd, grüne Hose. Als Meister Eder konnte der bayrische
Schauspieler Gustl Bayrhammer gewonnen werden - eine kongeniale
Verkörperung des polternden Handwerkers mit dem goldenen Herzen. Nach
seinem Tod 1993 wurde seine Rolle für die Fernsehfolgen nicht mehr
besetzt. Seitdem tobt sich Pumuckl dort aus, wo er eigentlich als
Klabautermann auch hingehört: auf See.
Neuer Film
Doch nun kommt ein neuer Pumuckl-Film in die Kinos. "Irgendwann im
Frühjahr", meint Kaut, "praktisch als Geburtstagsgeschenk". Sie sei
über die Wahl des Eder zunächst überhaupt nicht glücklich gewesen,
sie sei ja auch unglaublich. "Doch ich habe ganz schnell anders
gedacht, als ich die ersten Szenen sah. Der neue Eder ist herzlich
und liebevoll - einfach gut." Der Clou: Es ist Hans Clarin, der
gleichzeitig Pumuckl spricht und Meister Eder spielt.
Inzwischen gibt es über 90 Pumuckl-Geschichten, die weltweit auf
mehr als drei Millionen Tonträgern zu hören und sowohl im Fernsehen,
in Comics der Dino AG und seit neuestem sogar auf der Bühne im
Musical zu sehen sind. Ellis Kaut denkt durchaus an Fortsetzungen.
"Ich hätte aber ganz gern ein wenig Druck auf die Geldgeber. An Kaut
liegt es jedenfalls nicht", sagt sie. Ihr Pumuckl, der sei zwar in
die Jahre gekommen, aber erwachsen, das werde er nie.(APA/dpa)