Wien - Nach den Turbulenzen um den Sonderurlaub von Präsident Herwig Frad ist der Hauptverband der Sozialversicherungsträger schon wieder in den Schlagzeilen: Der von ÖVP und FPÖ konstruierte "Hauptverband neu" verschlingt um 80 Prozent mehr Kosten als das Vorgängermodell - das sind 101.500 Euro.Die Mehrkosten rühren vor allem vom neuen Verwaltungsrat her, in dem 14 Personen Aufwandsentschädigungen von insgesamt 219.700 Euro bekommen werden. Das ist viel mehr als jene 146.900 Euro, die früher (gemäß Erfolgsrechnung 2001) für den Verbandsvorstand (zehn Mitglieder), die Verbandskonferenz (27 Mitglieder) und die Kontrollversammlung insgesamt verwendet wurden. Dazu kommen im neuen Hauptverband noch 11.100 Euro für die 38 Mitglieder der Hauptversammlung (Pendant zur früheren Verbandskonferenz) und 14.000 Euro für das neue Sozial- und Gesundheitsforum (41 Mitglieder). Die Controlling-Gruppe kostet im Vergleich zu früher um fast 4000 Euro mehr. Ein Kostenvergleich zwischen dem alten (vierköpfigen) Generaldirektorensystem und der nunmehr tätigen (dreiköpfigen) Geschäftsführung ist nach Angaben aus Sozialversicherungskreisen nicht möglich. Die Geschäftsführung des Hauptverbandes verteidigte die höheren Personalkosten. Sprecher Josef Kandlhofer meinte, maßgeblich sei deren "gute Arbeit". Vizepräsident Martin Gleitsmann wies darauf hin, dass die alten und neuen Gremien nicht miteinander vergleichbar seien. Durch die größeren Gremien sei das System auch "gerechter" geworden. Präsident Herwig Frad wies darauf hin, die Diskussion um die Kosten für die Gremien müsse der Gesetzgeber führen. Sie sind per Verordnung festgelegt. "Ungeheuerlichkeit" Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (FP) sagte, die Gesamtkosten seien durch die Reform gesunken. Vielleicht hätten die Vorgänger im Hauptverband die tatsächlichen Kosten "verschleiert". Expräsident Hans Sallmutter wies dies als "Ungeheuerlichkeit" zurück. Wirtschaftsbundgeneralsekretär Reinhold Mitterlehner sagte zum STANDARD, der Vergleich Alt-Neu sei "absolut unpassend und irreführend, weil er nichts über die Richtigkeit der Strukturen und die Effizienz aussage. Sparen muss das neue Management." SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures qualifizierte die Kostensteigerung im neuen Hauptverband als "Skandal" und forderte die Rücknahme der Reform. Grünen-Sozialsprecher Karl Öllinger will per parlamentarischer Anfrage Auskunft. Das Wehklagen der SPÖ, die selber einen von drei Geschäftsführern stelle, sei wenig glaubwürdig. (nim, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 2./3.3.2002)