Innsbruck - "Aus grundsätzlichen Erwägungen lehnen wir die mit EU-Forschungsgeldern geförderte gezielte Vernichtung embryonaler Menschen für Stammzellforschung ab." Dies ist die Kernaussage einer gemeinsamen Stellungnahme der Kollegien aller katholischen Fakultäten. Donnerstagabend veröffentlicht, nimmt sie vor allem auf das 6. Rahmenprogramm der EU Bezug, das auch Forschung mit embryonalen Stammzellen finanzieren soll.Kommt es in der gemeinsamen Entscheidung zwischen EU-Parlament und -Rat zu keinen Änderungen, müsste Österreich, wie berichtet, die hier nicht erlaubte Embryoforschung mitfinanzieren. Ministerin Elisabeth Gehrer lehnt diese ab und bereitet für das Märztreffen mit ihren Amtskollegen eine heimische Argumentation vor. Die vom Innsbrucker Theologen Gerhard Leibold koordinierte Stellungnahme bejaht zwar grundsätzlich die angestrebten therapeutischen Ziele der Stammzellforschung, will diese aber mit adulten Zellen erreicht sehen. Die Theologen sorgen sich über das von "Wirtschaft, Technik und Wissenschaft" in diesem Zusammenhang forcierte Menschenbild: "Jeder Reduktionismus im Verständnis des Menschen führt zu einer Spaltung in schützenswertes und nicht schützenswertes Menschenleben." An vorhandenen embryonalen Zelllinien soll demnach auch unter strengen Auflagen nicht geforscht werden. Denn, so die Argumentation, sollten diese "in Qualität und Quantität nicht ausreichen", würden tiefgefrorene Embryonen vernichtet werden. Wenn "auch deren Qualität ungenügend ist, steht zu erwarten, dass Embryonen gezielt zu diesem Zweck hergestellt werden", so das Positionspapier. (rosch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 3. 2002)