Kunst
Sonderweg näher beleuchtet
Veranstaltungen zur "'österreichischen' nationalsozialistische Ästhetik"
Wien - Ob es innerhalb der Kunst der NS-Zeit einen
"österreichischen Sonderweg" gegeben hat, soll von der von 4. bis 16. 3. laufenden
Veranstaltungsreihe "Die 'österreichische' nationalsozialistische
Ästhetik" ) näher beleuchtet werden.Machart und Ästhetik
Wissenschafter verschiedener Disziplinen und Künstler erörtern
exemplarisch die Werke österreichischer Künstler, ihre Besonderheiten
innerhalb der NS-Ästhetik und die Frage nach ästhetischen
Kontinuitäten in der Vor- und Nachkriegszeit.
"Institutionengeschichtlich wurde schon einiges gearbeitet. Unser
Ansatz ist, die Kunstwerke selbst, ihre Machart und Ästhetik, genauer
zu untersuchen", schilderte Pia Janke von der gemeinsam mit der
Universität für angewandte Kunst veranstaltenden "pro
arte"-Gesellschaft am Donnerstag bei einer Pressepräsentation in
Wien.
"Nicht nur punktuelle Veranstaltung"
Im Laufe der sieben Veranstaltungstage (in der Angewandten am 4.,
8. und 15. 3., im Theatermuseum am 5. und 13. 3., im
Kunsthallen-project space am Karlsplatz am 6. 3. und im Alten Rathaus
am Abschlusstag) bieten die Vorträge eine breit gefächerte Analyse
der Thematik, die sich auch in einer Publikation niederschlagen soll. Der Eintritt zu allen
Veranstaltungen ist frei.
Die Frage nach der österreichischen Ausformung der NS-Ästhetik soll
"nicht nur eine punktuelle Veranstaltung" werden, wünschte sich der
Rektor der Angewandten, Gerald Bast, sondern "einen Automatismus in
Gang setzen".
Diskussion und Lesungen
Am 6. 3. diskutieren Eva Glawischnig, Christine Muttonen, Erika
Weinzierl, Manfred Wagner, Ruth Wodak und Lothar Höbelt "Vergangenheit und Aktualität" der "'österreichischen
nationalsozialistischen Ästhetik".
Lesungen von Marlene
Streeruwitz ("Männer. Träume. Schäume", 4. 3.), Erwin Steinhauer
("Aus 'Mein Kampf' und anderen Nazi-Schriften", 5. 3.), Andrea Eckert
("Texte österreichische Nazi-Dichter", 13. 3.) und Franzobel ("Die
Farbe der Haltung", 15. 3.) runden das Programm ab.
"Theater im 'Reichskanzleistil'"
Eröffnet wird der Vortragsreigen vom Historiker Oliver Rathkolb,
der die Hauptfrage der Veranstaltung näher beleuchtet, und der
Theaterwissenschafterin Evelyn Deutsch-Schreiner, die sich mit dem
"Theater im 'Reichskanzleistil'" und dem Nachhall der NS-Ästhetik auf
den Bühnen der "Ostmark" in der zweiten Republik auseinander setzt
(4. 3., 18 Uhr).
In den folgenden Tagen beschäftigen sich unter
anderem Wendelin Schmidt-Dengler ("Weiheszenen") und Hilde
Haider-Pregler ("Zwischen Anpassung, Propaganda und Widerstand",
beides 13. 3., 19 Uhr), Gertraud Steiner ("Zur Ästhetik des
Wien-Films") und Ruth Beckermann ("Der österreichische Heimatfilm:
eine Endlosschleife", beides 15. 3., 17 Uhr) sowie Gerhard Scheit
("Musikstandort Wien im Dritten Reich", 16. 3., ab 18 Uhr) mit den
unterschiedlichen Aspekten der österreichischen Kunstproduktion
während der NS-Herrschaft.
Unerwartete
"Auch Künstler, die man in diesen Reihen nicht erwartet", so Ilija
Dürhammer von "pro arte", werden die Veranstaltungen beleuchten. So
wird im Abschlusskonzert mit der Polyhymnia Alte Universität (16. 3.,
Altes Rathaus) nach "'Österreichischen' Nazi-Komponisten" gefragt,
unter anderem erklingt das NS-Auftragswerks-Fragment von Franz
Schmidt ("Die deutsche Auferstehung").
Das genaues Programm läßt sich bei "pro arte" unter der Wiener Telefonnummer
470 45 78 oder per e-Mail unter
pro.arte@chello.at
erfragen. (APA)