Wien
G'riss um Erzeugnisse von "Feri-Baci"
Automatenkönig Ferry Ebert feiert den Schilling-Abschied - Seine Produkte gabs zum "Vorzugspreis"
Szenen wie auf einem Markt spielten sich am Donnerstag vor dem Cafe Landtmann in der Wiener City ab.
Vollbepackte Kombis mit geöffneten Heckklappen standen umher,
Menschen mit grinsenden Gesichtern schleppten schwere Stahlkästen auf
ihren Schultern. Sie alle waren bei der Feier von Automatenkönig
Ferry Ebert gewesen. Und hatten bei der Verabschiedung des Schilling
"ihren" Lieblingsautomaten gefunden.Schilling wird "beerdigt"
Eine besondere Aktion hatte sich Ebert für den letzten Tag, an dem
der Schilling noch gilt, einfallen lassen. Der Schilling, der ihn
reich gemacht hatte, sollte zu Grabe getragen werden. Punkt
Mitternacht, so die Planung, wird die Münze im Schanigarten des
Kaffeehauses feierlich "beerdigt". Dazwischen kreisten Schilling und
Ebert in einer Sänfte ums Landtmann. Dazu spielten die "Edelschrotter
Lichtmessgeiger". Ihr Honorar: Kondomautomaten.
Ferrys Automaten zum Vorzugspreis
"Nebenbei" verkaufte der Geschäftsmann Ebert 120 seiner legendären
Automaten zum Vorzugspreis von 150 Euro (2.064 S). Der 68-jährige
wurde vom Run auf seine Erzeugnisse völlig überrascht: "Schon um
sieben in der Früh sind die Ersten da gestanden". Dabei hätte der
Verkauf erst um 10.00 Uhr beginnen sollen. Ganze Paletten von
Wrigley's-, Tic-Tac-, Brieflos- und Kondomautomaten waren aufgebaut -
und blitzschnell vergriffen. Kurz vor 11.00 Uhr war alles weg, für
den Nachmittag wurde Nachschub angekündigt.
"Kindheitserinnerungen"
"Wir haben davon in der Zeitung gelesen", erklärten drei Welser.
Zeitig in der Früh waren sie aufgebrochen. Mit fünf Automaten traten
sie glücklich die Heimfahrt an. Die "Kindheitserinnerungen" wurden
auch in Autos mit Kärntner und sogar Vorarlberger Kennzeichen
eingeladen. Was die Käufer damit machen wollen? "Aufhängen, im
Wohnzimmer und natürlich füllen und verwenden". Die Schillingmünzen,
die dazu nötig sind, die haben sie alle noch aufgehoben.
"I hob extra Schilling aufgehoben zum Zahlen", freute sich ein
Kunde. Zwei Tausender wechselten den Besitzer, und der handsignierte
Blausiegelautomat wurde geschultert.
"Manchmal war ich Millionär, manchmal auch am Ende des Weges"
Über 40 Jahre war Ebert im Automatengeschäft. Allein von den
legendären PEZ-Automaten hat er rund 40.000 Stück verkauft. Insgesamt
werden es "so an die 250.000" gewesen sein. Weltweit, denn Ebert
exportierte bis Australien und die USA. Der Geschäftsgang war
unterschiedlich. "Manchmal war ich Millionär, manchmal auch am Ende
des Weges". Aufgeben wollte er nie.
Sein Geschäft hat Ebert schließlich an zwei Partner übergeben. Sie
betreuen die verbliebenen und umgestellten 5.000 Automaten.
Gleichviel verlor er im Laufe seiner Karriere. Sie wurden
aufgebrochen, aufgeschnitten und sogar gesprengt.
Der "Feri-Baci"
Geduldig erklärte Ebert die erstandenen Automaten. Zwischendurch
die Begrüßung alter Freunde und Scherze mit dem Personal seines
"Büros" im Landtmann. Nicht "Herr Ebert", sondern "Feri-Baci" nennen
ihn die Ober. Zeit nimmt sich der Automatenkönig für alle seine
Kunden. Auch für Helmut Schödl, Lehrer am Gymnasium in der Aistgasse
in Wien-Penzing.
Der "Gedankenautomat" hat es dem Professor angetan. Er will ihn
bei der Schulbibliothek - untergebracht in drei Eisenbahnwaggons -
anbringen. "Aus der Aistgasse bin ich 'rausgeflogen", erinnert sich
Ebert an seine Schulzeit. "Den Automaten kriegt's geschenkt".
Wer noch eines der Ebert-Erzeugnisse erstehen will, kann beim
Automatenkönig fündig werden. 260 Euro (3.578 S) verlangt er ab 1.
März. Die PEZ-Automaten sind aber vergriffen, "die gibt es nur noch
im Technischen Museum". (APA)