Wirtschaft
Konsumentschützer befürchten Teuerungsschub
Konsumenten glauben auch an Euro als Ursache für Preisschübe
Wien - Der Verein für Konsumenteninformation (VKI)
befürchtet nach dem Schilling-Ende einen neuen Teuerungsschub: "Es
ist zu befürchten, dass in den nächsten Monaten noch etliche
bisherige Schilling-Schwellenpreise zu entsprechenden Europreisen
hochkalkuliert werden", so der Leiter der
VKI-Finanzdienstleistungsabteilung Max Reuter am Donnerstag, dem
letzten Tag, an dem noch mit Schilling bezahlt werden kann. Verteuerungen seien vor allem in jenen Bereichen zu befürchten, wo
die Preisgestaltung für Konsumenten nicht so deutlich ersichtlich
sei, weil die Leistungen nicht täglich in Anspruch genommen werden,
wie etwa in den Bereichen Freizeit und sonstige Dienstleistungen, so
Reuter. Der VKI werde die Preisentwicklung jedenfalls weiterhin sehr
aufmerksam beobachten und über mögliche Preisanstiege berichten,
kündigte Reuter an.
Gestürmte VKI-Center
Seit Jänner 2002 werde das VKI-Info Center von Konsumenten, die
ihrem Ärger über Euro-Preiserhöhungen Luft machen, regelrecht
gestürmt, zieht Reuter eine erste Bilanz des VKI zur Euro-Umstellung.
"Nach den ersten Teuerungswellen im Vorjahr hat für diesen
neuerlichen Preisschub und die fadenscheinigen Erklärungen dazu
niemand mehr Verständnis", meint Reuter.
Die erste Teuerungswelle habe der VKI in der ersten Hälfte des
Vorjahres beobachtet, vor allem bei großen Supermarktketten, mehr
oder weniger flächendeckend bei Parkgebühren und Telefonanbietern
(vor allem UPC Telekabel, max.mobil und One). In Supermärkten seien
die Preisbeschwerden allerdings merklich zurückgegangen. Der VKI
führt dies auf die seit Oktober 2001 geltende gesetzliche doppelte
Preisauszeichnung zurück.
Zweiter Schub zur Einführung
Den zweiten Teuerungsschub konstatierte der VKI im Zuge der
Einführung des Euro als Bargeld mit Beginn des Jahres 2002. Die
Spitzenreiter der von Konsumenten mitgeteilten Erhöhungen waren mit
rund 21 Prozent der gemeldeten Preisbeschwerden die Gastronomie, 6
Prozent bezogen sich auf Automaten (elektronische Spiele, Darts,
Billard, Tischfußball) und knapp 6 Prozent der Beschwerden betrafen
verschiedene Gebühren von Gemeinden (Park- und Leihgebühren,
Ortstaxen).
In der zweiten Teuerungs-Phase seien besonders die Rundungen auf
"ganze Euro" aufgefallen, etwa von 10 Schilling auf 1 Euro und von 20
Schilling auf 2 Euro. "Diese nicht nachvollziehbaren Preissprünge
sind besonders zu verurteilen. Schließlich wurde den Konsumenten von
Seiten der Wirtschaft immer wieder versichert, dass durch den Euro
keine Preiserhöhungen zu befürchten seien", so Reuter über diese
Vorgangsweise.
Konsumenten glauben, Euro ist Ursache
Nach Meinung einer überwiegenden
Mehrheit der Bürger hat der Euro in den zwölf Mitgliedstaaten zu Preiserhöhungen
geführt. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage im Auftrag
der EU-Kommission in Brüssel sind 67 Prozent der Euro-Bürger der
Ansicht, dass das neue Geld Aufrundungen der Preise verursacht habe.
Zugleich erklärten allerdings 70 Prozent, sie seien mit dem neuen
Geld zufrieden. Für 87 Prozent der Befragten verlief der Übergang von
der alten zur neuen Währung reibungslos. (APA)