Unternehmen
Verzetnitsch: Hinter Postgewerkschaft
Betriebsrat hat Rückendeckung von ÖGB - womöglich Warnstreiks in den nächsten Wochen
Wien - Im Streit mit dem Vorstand um die geplante
Fünfteilung der Post in die Bereiche Werbesendungen,
Zeitungszustellung, Brief, Schalter und KEP (Kurier-Express-Paket)
haben die Betriebsräte in der Post nun klare Rückendeckung von ÖGB
erhalten. "Der ÖGB steht hinter der Postgewerkschaft", sagte der
Präsident des Gewerkschaftsbunds, Fritz Verzetnitsch, am Mittwoch zur
APA. Es gehe um tausende Arbeitsplätze und um die Nahversorgung der
österreichischen Bevölkerung.Warnstreiks
Laut Angaben der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "News"
könnte es bereits in den kommenden Wochen zu ersten Warnstreiks in
der Post kommen. Anfang übernächster Woche sollen - wie berichtet -
regionale Urabstimmungen abgehalten und die Postmitarbeiter dabei zu
möglichen Kampfmaßnahmen befragt werden.
Zunächst sollen dann Betriebsversammlungen abgehalten werden.
"Schon wenige Tage darauf ist ein Warnstreik von ein bis drei Stunden
geplant", berichtet das Magazin. Sollten diese Maßnahmen nicht zur
Rücknahme der Post-Neuorganisation führen, "soll der postinterne
Generalstreik ausgerufen werden". Die Postgewerkschaft will diesen Zeitplan offiziell aber nicht bestätigen.
Einspruch
Erste Maßnahmen hat der ÖGB aber bereits gesetzt. Wie berichtet,
hat der Gewerkschaftsbund vergangenen Freitag die staatliche
Wirtschaftskommission angerufen und Einspruch gegen die
Wirtschaftsführung des Unternehmens eingebracht. "Die Argumente der
Postgewerkschaft rechtfertigen diesen Schritt", so Verzetnitsch am
Mittwoch. Der ÖGB-Präsident erwartet von der Kommission nun, "dass
sie zügig zu einem Ergebnis kommt".
Die Postgewerkschaft wirft dem Vorstand vor, mit der neuen
Spartenorganisation langfristig 11.000 Arbeitsplätze zu gefährden und
auf Grund des Wegfalls von Synergien Mehrkosten in Höhe von 250 Mill.
Euro (fast 3,5 Mrd. S) zu verursachen.
Aus Gewerkschaftskreisen heißt es allerdings, dass es nicht um die
konkreten Zahlen gehe, sondern vielmehr darum, dass der Post-Vorstand
bereits mit 1. Juli dieses Jahres ein Organisationsmodell
implementieren wolle, zu dem es bisher noch keine konkreten Plan
gebe. Ein Business-Plan soll erst im Mai, ein erstes
Umsetzungskonzept Ende März vorliegen. Dass die Kapitalvertreter im
Aufsichtsrat dem Vorstandvorhaben zur Spartenteilung bereits
zugestimmt hätten, sei angesichts dessen "unverständlich", heißt es
aus den Kreisen. (APA)