Wien - Es waren gute Waffen. Und es war guter Sex - zumindest empfand es der Kriminalbeamte des Wiener Büros für Erkennungsdienst und Kriminaltechnik so. Seine Partnerinnen waren Prostituierte, wurden gezwungen.

Das Ausleben seiner sexuellen Fantasien im Rotlichtmilieu kam dem Kriminalisten langsam aber sicher viel zu teuer zu stehen. So viel verdiente er nun auch nicht bei der Polizei. Aber der Beamte kannte inzwischen genügend Zuhälter, die wiederum kannten dessen Vorlieben.

Die Kontrollen im Erkennungsbüro waren schleißig, Dienstaufsicht gab es theoretisch, nicht aber praktisch. Die 50 Waffen aus dem Amt zu stehlen, war für den Kriminalisten ein leichtes, sie an Zuhälter weiter zu geben, ein logisches: Er brauchte nichts mehr für Sex zu bezahlen.

Der Vorfall ereignete sich bereits in den 80-er Jahren. Die Waffen wurden sichergestellt, der Polizist zu einer mehrjährigen Haft verurteilt.

Korruption innerhalb der Exekutive ist in Österreich nicht neu. Neu ist lediglich, dass das 2001 neu gegründeten Büro für interne Angelegenheiten diese nun zentral und offensiv bekämpfen will. Was bisher geschah?

Luxus, Sex und . . .

Ein ehemaliger Leiter der Staatspolizei etwa war in Wien jahrzehntelang für seinen exquisiten Lebensstil bekannt. Teures Haus, teure Autos, teure Kleidung, teure Restaurants und Clubs, teure Begleitung. Er gab, das wussten auch seine Beamten, monatlich immer wesentlich mehr Geld aus, als es das durchschnittliche Einkommen eines Hofrates erlaubt hätte. Nachgefragt hat aber niemand. Erst Hinweise aus dem Ausland ließen einen Verdacht aufkommen.

Anfang der 90-er Jahre wurde ein Kriminalbeamter des Wiener Sicherheitsbüros zu drei Jahren Haft verurteilt. Einer seiner Informanten aus der Drogenszene hatte unter dem Schutz des Kriminalisten große Mengen Suchtgift nach Dänemark eingeschmuggelt.

Nicht selten steht die Korruption auch in Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität. Ein anderer Beamter des Sicherheitsbüros hat 1995 für den Chef einer kriminellen Organisation gearbeitet. Nach einem Einbruch in das jüdische Museum in Budapest hatte die Bande ausgerechnet einem verdeckten Fahnder das Diebesgut angeboten. Als sich dieser mit dem Chef der Organisation in einem Wiener Lokal treffen sollte, bediente sich die Bande der Aufpasserdienste des Sicherheitsbüro-Mitarbeiters. Der verdeckte Fahnder staunte nicht schlecht, als er plötzlich seinen korrumpierten Kollegen traf.

Im Mai 1996 schließlich wurde ein Skandal im Sicherheitsbüro nur deshalb bekannt, weil ein Kriminalist mit einer lebensgefährlichen Überdosis in die Intensivstation gebracht werden musste. Er und drei Kollegen des Suchtgiftreferates waren von einer Suchtgiftstreife ins Büro zurück gekommen. Mit Suchtgift und einer Prostituierten.

Im April 1999 flog wieder ein zu enger Kontakt von Sicherheitsbeamten zum Rotlichtmilieu auf. Bordelle waren rechtzeitig vor fremdenpolizeilichen Maßnahmen gewarnt worden. Gegen kleine Aufmerksamkeiten.

. . . wahre Liebe

Im März 2001 war es dann aber wahre Liebe eines Sicherheitsbüro-Kriminalisten zu einer mutmaßlichen Geheimprostituierten: Etlichen Salons, in dem hauptsächlich chinesische Staatsbürgerinnen beschäftigt waren, hatte er unter anderem fremdenpolizeiliche Interna verraten.

Drei Tonnen beschlagnahmter Anabolika und zwei in diesem Zusammenhang suspendierte Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (Wega) vor rund einem Monat runden das Bild ab. (DER STANDARD, Print vom 27.2.2002)