Budapest - Ungarns Premier Viktor Orban hat seine Kritik an den Benes-Dekreten der Nachkriegs-Tschechoslowakei bekräftigt. Sofern Ungarn davon betroffen seien, "müssen wir diese verteidigen", sagte Orban am Montag am Rande einer Sitzung des ungarischen EU-Beitrittsausschusses in Budapest. "Hunderttausende Ungarn wurden ihrer Rechte in der Tschechoslowakei beraubt. Wir beabsichtigen nicht, darüber zu schweigen", fügte der Regierungschef hinzu. Am Mittwoch hatte der ungarische Ministerpräsident in Brüssel gesagt, die vom damaligen tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Benes erlassenen Dekrete gegen die deutschen und ungarischen Bevölkerungsteile seien mit EU-Recht nicht vereinbar. Aus Protest gegen den ungarischen Vorstoß hatten Tschechien und die Slowakei am Freitag ihre Teilnahme an dem Gipfel der so genannten Visegrad-Gruppe abgesagt, das am 1. März stattfinden sollte. Daraufhin erklärte die polnische Regierung den Gipfel für geplatzt. Bei dem Treffen in Budapest wollten die Mitglieder der Visegrad-Gruppe und EU-Beitrittskandidaten Ungarn, Tschechien, Polen und Slowakei - über Angebote der EU für Agrarsubventionen beraten. In Tschechien hat die oppositionelle konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS) des Unterhausvorsitzenden Vaclav Klaus eine "Sicherung" im EU-Beitrittsvertrag verlangt, welche die Gültigkeit der Benes-Dekrete garantieren würde. Staatspräsident Vaclav Havel schloss eine Rückgabe von Eigentum an vertriebene Sudetendeutsche als "unmöglich" aus. Klaus wies auch die Idee einer eventuellen Entschädigung für sudetendeutsche Antifaschisten zurück.(APA)