Iran werde beim Wiederaufbau Afghanistans eine große Rolle spielen, sagte Hamid Karsai, Chef der provisorischen Regierung Afghanistans, gleich zu Beginn seines Besuchs am Sonntag in Teheran. Nach einem Treffen mit Staatspräsident Mohammed Khatami unterstrichen beide in einer gemeinsamen Pressekonferenz die gutnachbarlichen Beziehungen. Karsai wird auch vom religiösen Führer Ayatollah Ali Khamenei empfangen. Iran hat Afghanistan 500 Millionen Dollar Hilfe (570 Mio. Euro/7,8 Mrd. S) zugesagt. Neben dem Wiederaufbau stehen die Situation der zwei Millionen afghanischen Flüchtlinge in Iran und die Drogenbekämpfung im Mittelpunkt der Gespräche. Der Besuch Karsais widerlegt nach iranischer Auffassung die Behauptungen der USA, wonach Teheran die Übergangsregierung zu destabilisieren versuche und Al-Qa'ida-Kämpfern Zuflucht gewährt habe. Um diesen Vorwürfen auf den Grund zu gehen, haben vergangene Woche 175 Parlamentsabgeordnete in einem Brief an die Regierung die Bildung einer Untersuchungskommission verlangt. Die Reformer haben im iranischen Parlament die Mehrheit. Karsais Angebot, zwischen Iran und den USA zu vermitteln, sei in Teheran nur zur Kenntnis genommen worden, sagte ein iranisches Delegationsmitglied dem STANDARD. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 26.2.2002)