Inland
Gewerkschaft greift die Verwaltungsreform an
Finanzbeamte müssten unbezahlt verreisen
Wien - Die Finanzgewerkschaft erwartet unzumutbare Nachteile durch die von
Finanzminister Karl-Heinz Grasser geplanten Verwaltungsvereinfachungen.
Geplant ist, mehrere Finanzämter zu Wirtschaftsbereichen zusammenzulegen.
Das würde Kosten sparen. So weit richtig, meint
Finanzgewerkschaftsvorsitzender Klaus Platzer - aber das möge doch bitte
nicht auf Kosten der Beschäftigten gehen.Platzer erläutert: "Wenn man etwa die Finanzämter von Bruck, Eisenstadt
und Oberwart zu einem Wirtschaftsbereich zusammenlegt, dann ist das eine
Dienststelle. Da könnte der Dienststellenleiter bei einem momentanen
Engpass in Oberwart einen Beamten aus Bruck an der Leitha hinschicken - und
das wäre so, als ob er sagen würde: Machen Sie die nächsten drei Wochen
Ihren Dienst bitte im Nebenzimmer." Für den internen Weg von einem Teil der
Dienststelle zum anderen gibt es aber keinerlei Vergütung, ob das neue
Arbeitszimmer nun gleich neben dem alten oder in einem 130 Kilometer
entfernten Gebäude liegt.
Bei Platzer laufen deswegen die Telefone heiß - denn das Pilotprojekt
"Wirtschaftsraum Burgenland" soll zum 1. April starten. Verhandlungen mit
der streitbaren Finanzgewerkschaft (sie hat in den vergangenen Jahren
mehrfach Kampfmaßnahmen gesetzt) sind für den 5. März angesetzt. Platzers
Linie ist klar: Weitere Belastungen würden nicht akzeptiert - "immerhin
sind wir im operativen Bereich bei vermehrtem Arbeitsanfall seit 1995 um 1500 Leute weniger geworden."
Die Verwaltungsreformen sind auch Thema eines Untersuchungsausschusses,
der auf Antrag der SPÖ am Dienstag im Parlament zusammentritt. Dabei geht
es nicht nur um Finanzämter (die zu besseren Einlaufstellen abgewertet
werden), sondern auch um die Ausdünnung von Bezirksgerichten, Postämtern
und Gendarmerieposten im ländlichen Raum. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.2.2002)