Inland
Verlängerung der Schulpflicht stößt auf breite Ablehnung
VP: SP will "Mercedes gegen Trabi tauschen" - FP: Nicht in Bereichen dilettieren, wo sich Laska (Bild) nicht auskennt
Wien - Auf breite Ablehnung stößt der Vorschlag der Wiener
Vizebürgermeisterin Grete Laska (S), die Schulpflicht um bis zu vier
Jahre zu verlängern. Die ÖVP ortete einen "kräftigen Griff in die
ideologische Mottenkiste", die FPÖ forderte Laska auf, nicht "in
Bereichen zu dilettieren, wo sie sich nicht auskennt und keine
Kompetenzen hat". Bei der SPÖ-Klausur in Rust hatte die als
Landesrätin für die Pflichtschulen zuständige Laska für die
Ausweitung der Schulpflicht sowie die Überführung der verschiedenen
Schulformen für 15- bis 19-Jährige in ein modulares Ausbildungssystem
plädiert, das als Ersatz für allgemeinbildende und berufsbildende
höhere Schulen (AHS und BHS) sowie für die Berufsschulen dienen soll. Mit der Forderung nach einer "Einheitsschule" in der Oberstufe
verlasse Laska den erfolgreichen österreichischen Weg des
differenzierten Schulwesens, meinte der Bildungssprecher der Wiener
VP, Walter Strobl in einer Aussendung: "Kein vernünftiger Mensch wird
daher ernsthaft einen Tausch vom Mercedes der differenzierten
Schultypen zu einem ideologischen Trabi mit Einheitslook anstreben."
Das Schulsystem in Österreich sei ohnehin in alle Richtungen
durchlässig.
Reform-Verwässerunga
Ein Umsteigen ohne Zeitverlust wäre allerdings weder in der
Berufsschule noch in einer Höheren Schule möglich und sinnvoll,
betonte Strobl. Die im Bildungsministerium derzeit diskutierte
AHS-Oberstufenreform dürfe keinesfalls verwässert werden. "Die
Berufsbildenden Höheren Schulen sind eine einmalige Erfolgsstory. Ich
kenne keine HTL oder HAK, die aus ideolgischen Gründen mit der
AHS-Oberstufe und der Berufsschule einen Einheitsbrei bilden will",
so Strobl.
Für die Freiheitlichen ist der Laska-Vorschlag auf Grund der zu
erwartenden Kosten in Milliardenhöhe "hochgradig unseriös",
kritisierte FPÖ-Gemeinderat Herbert Rudolph. Die Vizebürgermeisterin
solle sich nicht über bundespolitische Fragen den Kopf zerbrechen,
"in Wien gäbe es genug für sie zu tun". So existiere in Wien mit der
Sir-Karl-Popper-Schule nur eine einzige Einrichtung zur
Begabtenförderung. Komplett fehlen würde etwa eine Landessportschule,
die gezielt für den Leistungssport ausbilde. Auch die "Flucht" der
Jugendlichen aus der Hauptschule in die AHS-Unterstufen halte nach
wie vor an. In diesen Fragen sei Laska aber "völlig absent",
kritisierte Rudolph.
Dezidiert abgelehnt wird eine Verlängerung der Schulpflicht auch
von den Wiener Grünen. "Die Schulbank noch länger drücken allein
bringt den Jugendlichen sicher nichts. Wenn nunmehr ausgerechnet
jene, die es schon schwer haben, neun Jahre in der Schule zu
verbringen, ganze 13 Jahre in der Schule absitzen sollen, ist das
sehr unrealistisch und auch weitab von allem, was bislang aus der SPÖ
zu hören war", betonte die Bildungssprecherin der Wiener Grünen,
Susanne Jerusalem, in einer Aussendung. (APA)