Unternehmen
RHI: US-Forderungen verkauft
Draxler: Heraklith und Engineering sollen verkauft werden
Wien - Der Feuerfest- und Baustoffkonzern RHI hat für seine
mit 31.12.2001 dekonsolidierten US-Beteiligungen 80 Mill. Dollar
(91,5 Mill. Euro/1,259 Mrd. S) überwiesen bekommen. Es handelt sich
um zwei Beträge von je 40 Mill. Dollar, die von den US-Konzernen
Honeywell und Halliburton für die Abtretung von Forderungen der RHI
an ihre US-Beteiligungen Narco und Harbison Walker gezahlt wurden. Ob
die ersten 40 Mill. Dollar, die von Honeywell für Narco am 4.1.2002
an RHI geflossen sind, in das Geschäftsjahr 2001 gebucht werden, ist
vom Wirtschaftsprüfer zu entscheiden, sagte RHI-Chef Helmut Draxler.Trust
Um die mehr als 400.000 Asbestklagen gegen die drei früheren
RHI-Firmen in den USA (Narco, Harbison Walker und A.P. Green), die
mittlerweile alle drei unter Gläubigerschutz nach Chapter 11 gestellt
sind, zu bewältigen, wurde ein Trust gebildet, aus dem, nach
gerichtlicher Abwicklung, die Ansprüche bedient werden. RHI hat sich
mit der Dekonsolidierung seiner US-Beteiligungen von drohenden
Zahlungsverpflichtungen befreit.
Zur Finanzierung des Trusts und des Working capital der
Chapter-11-Gesellschaften dient eine so genannte DIP-Finanzierung
(Debtor in Possession), über die der Trust statt von RHI von den
früheren Eigentümern der "Asbestfirmen", Honeywell und Halliburton
bzw. deren Tochter Dresser Industries, gespeist wird. Ohne die nötige
Liquidität im Trust würde den Firmen der Anschlusskonkurs (Chapter 7)
drohen, was nicht im Sinne der Beteiligten wäre. Bei erfolgreicher Abwicklung des Chapter-11-Verfahrens wären alle
betroffenen Firmen von den Asbestklagen befreit, und die Geschädigten
könnten samt sonstiger offener Forderungen über den Trust abgefertigt
werden, was laut Draxler in etwa zwei bis drei Jahren der Fall sein
könnte.
"Asbestfreie" Konkurrenz
Im Bestfall könnte die nach der US-Dekonsolidierung mit Milliarden
belastete RHI aus der Sache nach diesem Zeitraum mit Rückzahlungen
aus den USA von insgesamt 260 Mill. Dollar aussteigen. Nicht weniger
als 40 bis 80 Prozent der Entschädigungssummen an die Asbestopfer
dürften jedoch die Anwälte kassieren. Mit der Abgabe der US-Beteiligungen verliert RHI rund 400 Mill.
Euro Geschäftsvolumen und fällt beim US-Marktanteil von 25 auf 7,5
Prozent. Wenn die ehemaligen RHI-Beteiligungen "asbestfrei" aus dem
Chapter-11-Verfahren herauskommen, "werden sie in Nordamerika unsere
Konkurrenten sein", räumte Draxler ein. RHI wird den
Nordamerika-Markt auch jetzt nicht aufgeben, sondern vor allem von
seiner kanadischen Niederlassung aus weiter betreiben und will ab
2003 wieder ein Marktvolumen von 100 bis 150 Mill. Dollar
zurückerobert haben.
Heraklith und Engineering werden verkauft
Die weitere Konzernstrategie der RHI befindet sich im
Analysestadium. Als fix bezeichnete Draxler, dass sich RHI von den
Bereichen Dämmen (Heraklith, rund 9 Prozent des Konzernumsatzes 2000
) und Engineering (8 Prozent) trennen wird. Beide Bereiche würden nur
unterdurchschnittliche Ergebnisbeiträge liefern. Für Heraklith, für
das die Verkaufsbemühungen im Vorjahr auf Eis gelegt wurden und das
kein Kerngeschäft sei, werde nach einer Werterhöhung entweder ein
Partner oder ein Käufer gesucht, wenn die Situation am Baumarkt sich
verbessert habe.
Nach der geglückten ersten Sanierungsphase, die bei der a.o.
Hauptversammlung am vergangenen Freitag mit 98,3 Prozent bewilligt
wurde, folge jetzt die Phase einer Portfolio-Überprüfung. Alle
Bereiche würden nach Gewinnen und Margen überprüft, sagte Draxler.(APA)