Es gibt hierzulande Leute,

die sprechen den Avantime so aus, wie er auf dem Papier steht, wie man ihn liest, also ganz auf Deutsch. Ganz gleich wie in Deutschland, wo etwa der Reifenhersteller Michelin eingedeutscht und der Buchstabenfolge entsprechend ausgesprochen wird. Avantime ist auch ein schwieriger Name, eine eigenwillige Wortschöpfung, halb französisch, halb englisch, und das doch bei einem französischen Auto. Und die Eigenwilligkeit ist durchaus originell: ein bisschen Vorkämpfer, ein wenig die neue Zeit, ein neues Auto eben.

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Keine Frage,

dieses Auto fällt auf, man wird angesprochen. An allen Orten, von allen Schichten. Die meisten schauen erst einmal, ziemlich intensiv sogar, wissen aber nicht so recht, was sie fragen sollen. Häufigster Annäherungsversuch: "Ist das ein Prototyp oder schon in Serie?" Bitte, gibt es schon zu kaufen. "Was kostet der? Sicher viel?!" Darauf gibt es nur eine relative Antwort: Es geht. In Zahlen: mit kleinem Motor und kleiner Ausstattung 34.200 Euro (470.602 Schilling), mit großem Motor und allem Drum und Dran 49.100 Euro (593.068 Schilling).

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Die wesentliche Frage lautet aber:

"Und, wie ist er?" Das ist schon schwieriger zu beantworten. Originell ist er, das ist klar, sonst gäbe es nicht ständig Anfragen, verdrehte Hälse und freundliche Aufmunterungen an der Ampel. Wer auffallen, dabei was hermachen will, mit der Zeit geht und Innovation demonstrativ zur Schau stellen will, ist mit dem Renault Avantime bestens bedient.

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Ist er aber auch praktisch?

Das nun nicht unbedingt. Dieses Auto hat die Seltsamkeit zum Prinzip erklärt und predigt sie. Der Avantime ist von allem ein bisschen was: fast ein Cabrio, fast ein Minivan, fast ein Kombi, fast ein Coupé. Lieber wäre einem, man wüsste, was er ist. Der futuristische Auftritt spricht einmal für das Auto: ein gnadenlos originelles Heck, eine wunderbar verschränkte und weiterführende Anordnung der Rücklichter.

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Auch von vorne: o là là!

Kontraste sind alles. Von der Seite fällt erst einmal die Türe auf: unglaublich lange. Und noch eins: insgesamt nur zwei. Da sind wir schon bei einer Wunderlichkeit und beim praktischen Nutzen: Innen bequem Platz für vier Leute, aber nur zwei Türen. Und das bei einer Gesamtwagenlänge von 4,60 Metern. Das heißt: Das Einsteigen in die hintere Reihe funktioniert nur über das Vorklappen der vorderen Sitze. Nicht unbedingt praktisch.

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Dann fällt noch eines auf: keine B-Säulen.

Das heißt, zwischen vorderem und hinterem Seitenfenster ist nichts. Und jetzt: Dieses riesige Glasdach! Es lässt sich öffnen. In Verbindung mit keiner B-Säule und allen geöffneten Fenstern sitzt man vorne wie hinten praktisch im Freien und bekommt echtes Cabrio-Feeling vermittelt. Das ist mehr als originell, das ist echte Innovation.

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Innen ist es mit der Innovation nicht so weit her.

Der Avantime steht nicht nur auf der (nicht mehr ganz jungen) Bodenplatte des Espace, er funktioniert auch wie dieser. Das ist in vielem zwar praktisch, aber eben nicht der große Fortschritt, den der Wagen von außen vermuten ließe. Von innen also nichts Neues.

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Unter der Motorhaube

werden wir ebenfalls mit braver Technologie aus der Jetztzeit konfrontiert. Derzeit sind zwei Benziner erhältlich: ein Zwei-Liter-Turbo mit 163 PS und ein Drei-Liter-Sechszylinder mit 207 PS. Letzterer macht ordentlich etwas her, die sechs Gänge sorgen für Fahrspaß und Agilität in allen Bereichen. Was fehlt und wohl noch kommen wird: der unvermeidliche Diesel sowie ein Automatikgetriebe, nach dem dieses Auto förmlich bettelt.

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Alles in allem bleibt zu sagen,

dass der Avantime ein bisschen mehr tut und ausschaut, als er tatsächlich kann und zu bieten hat. Wer aber ein witziger Kampel ist und die Originalität hochhält, wird mit diesem grundsoliden Wagen in exzentrischer Verpackung viel Freude haben. (Michael Völker, AUTOMOBIL, 15.2.2002)

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