Kosovo
Zeuge schildert Vergeltungsaktion des serbischen Militärs im Kosovo
Kreuzverhör eines Zeugen abgebrochen - Anhänger des Ex-Präsidenten demonstrieren in Belgrad
Belgrad/Den Haag - Die Gerichtsverhandlung im UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist am Donnerstag Nachmittag mit dem Zeugen Hashim
Morina aus dem Dorf Landovica im Kosovo, wenige Kilometer westlich
von Prizren, fortgesetzt worden. Er schilderte eine Vergeltungsaktion
des jugoslawischen Militärs in Landovica. Zuvor soll es zu einem
Zwischenfall im Dorfzentrum gekommen sein, bei dem drei serbische
Soldaten und ein Dorfbewohner getötet sein sollen.Anwalt von Milosevic: Objektivität des Tribunals in Frage
Der Milosevic-Prozess wird am Montag fortgesetzt. Milosevics
Anwalt in Belgrad, Zdenko Tomanovic, hat sich inzwischen zum Abbruch
des Kreuzverhörs eines Zeugen am Donnerstag geäußert. Dadurch sei die
Objektivität des Tribunals in Frage gestellt worden, sagte Tomanovic.
Der Zeuge Agim Zeqiri hatte wegen gesundheitlicher Probleme um den
Abbruch des Verhörs gebeten. Bei einem serbischen Überfall auf sein
Dorf habe er eine Nierenverletzung erlitten und gilt deshalb als
Invalide.
Slobodan Milosevic beschuldigte den Zeugen der Unglaubwürdigkeit. Der Mann
habe "falsche Aussagen" gemacht, erklärte der frühere jugoslawische
Präsident nach der Mittagspause vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal
im niederländischen Den Haag. "Als einstiger Direktor des
Zahlungsbüros in Orahovac" müsse dieser wissen, dass "kein serbischer
Politiker" jemals erklärt habe, dass sich die Serben an den Albanern
rächen würden, falls es zu den NATO-Luftangriffen kommen würde,
argumentierte Milosevic.
Der Zeuge behauptete in seiner Aussage, nie im Kontakt mit der
"Albanischen Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) gestanden zu haben und
auch nichts über deren Aktivitäten zu wissen. Er gab auf die
Nachfrage eines Pflichtanwalts von Milosevic allerdings zu, dass sein
Sohn in Kontakt mit den UCK-Angehörigen gestanden war.
Pro-Milosevic Demonstration in Belgrad
Einige Dutzend Anhänger Milosevics haben indes am Donnerstag vor
der niederländischen Botschaft in Belgrad demonstriert. Die
Demonstranten haben dem Botschaftspersonal ihre schriftlichen
Forderungen überreicht. Verlangt wird die Ausstellung von
Einreisevisa für Mitglieder der Familie Milosevic sowie für eine
Delegation der Sozialistischen Partei, die den Parteichef im
Tribunalsgefängnis besuchen möchte.
Milosevic hatte sich am Mittwoch vor dem UNO-Tribunal darüber
beklagt, dass seinen Familienangehörigen das Einreisevisum verweigert
worden war. Gemäß des niederländischen Außenministeriums handle es
sich allerdings nur um einen zu spät eingereichten Antrag.(APA)