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Foto: APA/Pfarrhofer
Für Wendelin Schmidt- Dengler ist es schlicht "Innovationsterror", was derzeit an den Universitäten geschieht. Der Germanist an der Uni Wien ließ am Donnerstag geradezu einen Worthagel auf Bildungsministerin Elisabeth Gehrer prasseln und wünschte sich zum Abschluss sehnlichst eine zweite Achtundsechziger Bewegung. Es war dies nun schon die zweite Parlamentsenquete, die sich mit der Universitätsreform auseinander setzte. Nach dem neuen Dienstrecht geht es jetzt um die Selbstständigkeit der Unis, in denen künftig mehr Management und weniger basisdemokratische Mitbestimmung herrschen soll. Als weiterer Schritt ist eine Schwerpunktbildung geplant. Teure Doppelgleisigkeiten sollen längerfristig abgeschafft werden. Dennoch sei die Reform "kein Sparprogramm" verkündete Gehrer in ihrer Einleitungsrede erneut. Es gehe um mehr Wettbewerb und weniger Regulierung. Aus 300 Paragraphen sollen 150 werden. Das Universitätsorganisationsgesetz (UOG) soll im Juli im Nationalrat beschlossen werden und ab 1. Oktober 2003 in Kraft treten. Universitätsrat in der Kritik In den vergangenen Monaten stand vor allem das Aufsichtsorgan, der Universitätsrat, im Zentrum der Kritik. Er wird fünf Mitglieder umfassen, zwei davon werden vom "Geldgeber" Bildungsressort ernannt. Kritiker hatten gemeint, das verstoße gegen den Selbstverwaltungscharakter der Uni. Dem widersprach Verfassungsrechtler Heinz Mayer. Heftige Kritik kam von Studenten, für die die Reform wegen sinkender Mitbestimmungsmöglichkeiten ein "Schreckgespenst" darstellt. Unzufrieden mit dem Ist- Zustand ist hingegen Günther Bonn, stv. Vorsitzender des Rates für Forschung- und Technologieentwicklung. Derzeit sei bei der Besetzung von Leitungsfunktionen nicht gewährleistet, dass sich die Besten durchsetzten, fehlende Leistung sei "kein Hinderungsgrund" für eine Karriere. Viele Wissenschafter würden Österreich daher verlassen. Doch die Zukunft scheint vielen auch nicht rosig - etwa den externen Lektoren. Sie befürchten Einsparungen genau in ihrem Bereich und sehen sich an den Rand gedrängt. Mit der Vollrechtsfähigkeit werde der Druck auf die Unis, den "Sparzwang an Teile ihrer Mitglieder weiterzugeben" steigen, so die Wiener Lektorin Andrea Ellmeier. Lob: Frauenförderung Lob gab es indes für die Bemühungen, die Gleichstellung von Frauen an der Uni voranzutreiben. Die Wiener Uni- Assistentin Elisabeth Holzleithner betonte, gerade in einer deregulierten Uni müsse die Geschlechtergleichstellung besonders stark rechtlich verankert werden. Der Entwurf sei der "Beginn einer adäquaten Antwort" auf das Problem. Die Grazer Juristin Silvia Ulrich sieht im Entwurf sogar eine "große Chance für mehr Gleichbehandlung". Die Opposition kann sich trotzdem mit dem Reformwerk nicht anfreunden. SP- Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser meinte am Rande der Enquete zum Standard, er befürchte "monokratisch- autoritäre Strukturen". In dasselbe Horn stößt sein Pendant bei den Grünen, Kurt Grünewald. Er will keine "hierarchischen Ausbildungsunternehmen" und kritisiert die "fahrlässige Eile" der Reformer. (mon, nim, DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2002)