Etat
Kampagne für öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Osteuropa
Journalisten schlagen Alarm: Politischer Druck, Geldnot und fehlgeschlagene Reformen verhindern Demokratiekontrolle
Für eine Stärkung des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks in Mittel- und Osteuropa tritt eine neue Kampagne ein, die
dieser Tage bei einem Treffen in Budapest von über 60 Journalisten
unter dem Motto "Public Broadcasting for All" lanciert wurde. Gewarnt
wird vor politischer Einflussnahme, unzureichenden und inkompetenten
Reformstrategien und dem schwindenden Vertrauen der Öffentlichkeit in
die Sender.Garantie für Meinungsvielfalt
Im Schlussdokument der vom Internationalen Journalistenverband
(IFJ) veranstalteten Konferenz, an der auch Vertreter der OSZE, des
Europäischen Rats und der EU teilnahmen, fordern die Journalisten
daher eine gesicherte Finanzierung, die Garantie für Meinungsvielfalt
und Unabhängigkeit sowie Strukturen für ein unabhängiges Management
für die betroffenen Rundfunkunternehmen, hieß es in einer Aussendung.
Studie vergleicht Situation den Rundfunks Tschechien, Ungarn,
Polen und Rumänien
Präsentiert wurde in Budapest auch eine Studie, in der die
Situation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Tschechien, Ungarn,
Polen und Rumänien verglichen werden. Generell stellt Studienautor
Peter dabei fest, dass die "Umwandlung von Instrumenten politischer
Agitation und Propaganda in Faktoren für demokratische Kontrolle" der
Sender bisher nur teilweise von Erfolg gekrönt sei. Die Märkte in den
betreffenden Staaten würden mittlerweile von kommerziellen Anbietern
dominiert, während es den Öffentlich-rechtlichen nicht gelungen sei,
ihre Identität und ihr Publikum zu finden. Einige seien darüber
hinaus ungenügend finanziert und stünden unter politischem Druck.
"Das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufzugeben, ist keine Option"
In den westeuropäischen Staaten könne man sich leider keine
"Patentrezepte" für den mittel- und osteuropäischen Raum holen, so
Bajomi-Lazar. Denn auch in Westeuropa probten die
öffentlich-rechtlichen Anstalten derzeit unterschiedliche Szenarien,
um die geänderten Bedingungen durch die private Konkurrenz zu
meistern. In Mittel- und Osteuropa aber dränge die Zeit, da die
Etablierung von Public Service-Fernsehen eine Schlüsselempfehlung der
EU darstelle. "Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ganz aufzugeben,
ist keine Option", so der Studienautor. (APA)