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Wien - Mit der Innenpolitik hatte er nie etwas am Hut. Er hatte immer die Weltpolitik im Blick. Und er kann sie erklären. Mit Händen und Füßen als "Herr der Geschichte", wie Tausende Österreicher in der "Zeit im Bild" früher oft beobachteten, heute selten zu sehen bekommen. Die Verve nimmt Hugo Portisch jeder ab, nicht umsonst charakterisiert ihn Verleger Fritz Molden, Wegbegleiter und Freund von Portisch seit 1947, als den "lebendigsten und schnellsten Publizisten, den ich je getroffen habe". Und als einen der besten und am umfassendst gebildeten Journalisten des Landes. Hugo Portisch ist nun 75 Jahre alt geworden. Seine ersten journalistischen Meriten erlangte er als Zeitungsaspirant bei der damaligen Wiener Tageszeitung. Nach einem Ausflug zum Österreichischen Informationsdienst in New York, wo er Fritz Molden ablöste, nahm er den Chefredakteursposten beim Kurier an. 1968 wechselte er zum ORF als Chefkommentator. Hugo Portisch, der sich in das zeitgeschichtliche Gedächtnis der Österreicher und Österreicherinnen durch Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte eingebrannt hat, lieferte gemeinsam mit Partner Sepp Riff mit "Österreich I" und "II" die umfassendste Dokumentation zur Entwicklung des Landes für das Fernsehen ab. Ganze Heerscharen von Redakteuren und Archivaren haben die beiden beschäftigt, um die Fakten zusammenzutragen. Portisch hat dabei immer genial den Überblick bewahrt und das Konzept verfolgt, wie Rechercheure von damals zu berichten wissen. Sein Konzept war immer die "Objektivität" - "nicht mit Meinungen für oder gegen etwas hat er gearbeitet", analysiert Freund Molden. Im Gegensatz zu Historikern und Wissenschaftern verließ er sich nicht bloß auf Fakten und Zahlen aus Archiven und Dokumenten, "er hat vielmehr die Geschichte an das Publikum herangebracht", erläutert Molden die Faszination an Portischs Arbeit. Durch das Konzept der "oral history" haben Menschen Geschichte interessant erzählt. "Es ist ihm so gelungen, den Österreichern ein Geschichtsbewusstsein zu geben." Molden plant mit Portisch noch ein Projekt. Thema: "Was Zeitgeschichtliches." Keine Details. Und Molden hofft fest: "Er hat mir versprochen, noch ein Buch zu schreiben." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 2. 2002)