Wien - Es ist Hauptversammlung, und keiner der Aufsichtsräte geht hin: So geschehen am Montag bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Austria Antriebstechnik (ATB), die Mirko Kovats Ende vorigen Jahres von der Pleitenholding GBI erworben hat.

Nach dieser ungewöhnlichen Hauptversammlung (HV) legte Kovats' ATB Beteiligungsholding am Dienstag ein Pflichtangebot an die Aktionäre der ATB AG. Was bei den Aktionären wieder keine Freude aufkommen ließ: 5,53 Euro werden geboten. Das ist zwar über dem letzten Kurs der ATB von 5,20 Euro, aber deutlich unter dem Buchwert pro Aktie von rund neun Euro.

Über zehn Prozent in festen Händen von Fonds und Investoren

Derzeit hält Kovats 74,5 Prozent, aber deutlich über zehn Prozent sind in festen Händen von Fonds und Investoren, die eine Anfechtungsklage einbringen wollen wegen des Vorgehens bei der HV: Kovats schränkte das Fragerecht auf eine Frage pro Aktionär ein - ein klarer Verstoß gegen das Aktiengesetz.

Zudem wurde mit Christian Hausmaninger der Anwalt der ATB Beteiligungs GmbH in den Aufsichtsrat der AG gewählt, was ein klarer Interessenkonflikt sei, so ein Aktionär. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger dazu: "Kovats tut so, als ob ihm die Firma zur Gänze gehören würde. Die Aktionäre sind praktisch nützliche Idioten. Die GBI hat die ATB an einen Mann verkauft, der kein Gefühl für den Kapitalmarkt hat."

Anfechtungsklage

Dem "alten" Aufsichtsrat gehörten der ehemalige GBI-Chef Johann Moser, Norbert Frömmer, Gerfried Zeichen und Georg Turnheim an. Mit ihrem Nichterscheinen setzten sie ihr eigenes Zeichen.

Kommt es zur Anfechtungsklage der Aktionäre, bedeutet das Neuwahlen im Aufsichtsrat. Bestellt wurde als Aufsichtsratschef Ingo Maric, sein Vize ist Ronny Pecik. Beide waren zuletzt Vorstände bei der steirischen Capital Bank, der "alten" RBB Kärnten. Zudem zieht Matthias Rant in den Aufsichtsrat.

Zorn der Minderheitsaktionäre

Kovats hat bereits mit seiner 94,50-Prozent-Beteiligung an der deutschen ATB den Zorn der dortigen Minderheitsaktionäre geweckt. Hintergrund: Die GBI wollte im Jahr 2000 56 Prozent der deutschen ATB kaufen, die ihrerseits 56 Prozent an der österreichischen hält. Damit wäre das Mutter-Tochter-Verhältnis umgekehrt worden.

Das Bewertungsgutachten haben die deutschen Aktionäre angezweifelt. Der damalige Infrastrukturminister Michael Schmid gab damals aufgrund dieses Verfahrens eine Weisung, diese Transaktion zu stoppen, da nicht ganz einwandfrei.

In Deutschland legte Kovats das Pflichtangebot am 29. Dezember, gerade noch vor dem Inkrafttreten des neuen Übernahmegesetzes. Zur Zeit der Angebotsfrist zu einem Kurs von 27,50 Euro, bewegte sich der Kurs bei über 30 Euro.(Esther Mitterstieler, Der Standard, Printausgabe, 20.02.2002)