Nairobi/Wien - Manche Rose hat einen weiten Weg hinter sich,
ehe sie in heimischen Gefilden zum Kauf angeboten wird. Ein Viertel
aller Schnittblumen-Importe der EU stammt nämlich aus Kenia. Die
Branche in dem ostafrikanischen Land setzt mit 50.000 Beschäftigten
jährlich 110 Millionen US-Dollar (126,4 Mill. Euro/1,74 Mrd. S) um
und ernährt eine halbe Million Menschen - das aber mehr schlecht als
recht. Darauf hat jüngst die Kenya Human Rights Commission (KHRC)
hingewiesen. Den Menschenrechtlern zufolge blühen auf den Farmen
nicht nur Rosen, Tulpen und Nelken, sondern auch die Ausbeutung und
Missachtung der Rechte der Arbeiter.
Seit 1995 ist diese Branche in Kenia um 35 Prozent gewachsen, wie
die Zeitschrift "The East African" in ihrer Internet-Ausgabe
berichtete. Im vergangenen Jahr wurden 38.000 Tonnen Schnittblumen
exportiert. Innerhalb der EU sind die Niederlande, Deutschland und
Großbritannien die größten Abnehmer. Während die Eigner der großen
Farmen ihren Arbeitern zwar gewisse Schutzstandards garantieren, was
laut KHRC Missstände nicht ausschließt, sind es offenbar die vielen
kleinen, als Subunternehmen agierenden Farmen, die zwecks
Profitmaximierung ihre Arbeiter hemmungslos ausbeuten.
Den Angaben zufolge beträgt das Durchschnittseinkommen eines
Arbeiters oder einer Arbeiterin 70 Shilling (1,030 Euro/14,2 S) am
Tag - selbst für kenianische Verhältnisse ein Hungerlohn. Dafür sind
die Leute ohne Schutzmasken oder -brillen dem Chemikalien-Sprühregen
ausgesetzt, mit dem die Pflanzen behandelt werden. Die Beschäftigten
klagen, so die KHRC, über Probleme mit Augen und Lungen, Haut und
Magen. Das Verlassen des Gewächshauses wegen unerträglicher Hitze
zieht den Hinauswurf nach sich. Sexuelle Belästigung gilt nicht
einmal als ein Kavaliersdelikt.
Zitiert wird der Fall einer Arbeiterin, die durch die Arbeit mit
Pflanzenschutzmitteln eine chronische Bindehautentzündung davontrug.
Ihr Wunsch nach einer Schutzbrille wurde nicht erfüllt, stattdessen
gab es die Kündigung. 80 Prozent der Beschäftigten sind laut KHRC
aber nur Saisonarbeitskräfte mit keinerlei Jobgarantie, die unter
schlimmsten Bedingungen untergebracht sind. (APA)