"Die Pest ist primär eine Krankheit der Nagetiere und ihrer Flöhe, die Menschen infizieren können. Sie wird zwischen den Nagetieren durch deren Flöhe übertragen und kann auf Menschen überspringen, wenn die Flöhe sie beißen. Wie bei den meisten 'Zoonosen' (Krankheiten aus dem Tierreich, die Menschen betreffen können, Anm.) handelt es sich beim Menschen um eine schwere Erkrankung. Unbehandelt sterben 50 bis 60 Prozent der Erkrankten", schrieb die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vergangenes Jahr in ihrem Bericht über infektiöse Krankheiten.

Allein im 14. Jahrhundert forderte der "Schwarze Tod" rund 50 Millionen Todesopfer - die Hälfte davon in Asien und Afrika, die andere Hälfte in Europa. Auf die ersten beiden Pandemien ("Justinianische Pest", 14. Jahrhundert) folgte ab 1884 von Kanton und Hongkong ausgehend ein dritter Seuchenzug, der bis 1908 dauerte. Allein in Indien gab es von 1898 bis 1908 rund sechs Millionen Tote.

Infizierte Nagetiere (Ratten etc.) gibt es beispielsweise im gesamten Westen der USA, im südlichen Afrika sowie in weiten Teilen Asiens, nicht jedoch in Australien. Besiegt ist die Krankheit bei weitem nicht: Von 1954 bis 1997 wurden weltweit rund 80.613 Pestfälle registriert. Die Zahl der Todesopfer belief sich auf 6.587.

Während Europa von Erkrankungsfällen in der jüngeren Vergangenheit verschont blieb, gibt es sowohl in Nord- als auch in Südamerika jedes Jahr wieder die Pest. In Brasilien, Peru und den USA wurden von 1994 bis 1997 jedes Jahr wieder Pest-Fälle beobachtet. 1980 bis 1997 waren es am amerikanischen Kontinent insgesamt 3.137 Erkrankungen mit 194 Todesfällen. Da die meisten Betroffenen schnell mit Antibiotika behandelt wurden, lag dort die Sterblichkeitsrate bei 6,2 Prozent.

1999 wurde die Pest in 14 Staaten der Erde mit insgesamt 2.603 Erkrankungen und 212 Todesfällen registriert. Zuletzt weltweit für Aufsehen sorgte ein Ausbruch in Indien im Herbst 1994. Er wurde allerdings später von Fachleuten überhaupt als solcher bezweifelt. Laut indischen Angaben starben damals 57 Menschen. Mikrobiologen bezweifelten das und sprachen von einer "Medienente". Die Weltöffentlichkeit reagierte jedenfalls ziemlich heftig. In Europa inklusive Österreich wurden gar rigorose Kontrollen des Flugverkehrs und von Flugreisenden erlassen. Aussicht auf eine echte Kontrolle der Ausbreitung durch solche Maßnahmen besteht allerdings im modernen Flugverkehr mit täglich Millionen Passagieren kaum.

Am gefährlichsten ist jedenfalls die Lungenpest, was die Übertragung angeht. Sie erfolgt durch Tröpfcheninfektion (Husten). Die "Beulenpest" äußert sich durch die riesig aufgeschwollenen bis sogar aufbrechenden betroffenen Lymphknoten. Ohne Behandlung tödlich verläuft die "septikämische" Pest, bei der es zu einer Blutvergiftung kommt.

Zur Beherrschung von Krankheitsausbrüchen stehen vor allem die traditionellen seuchenhygienischen Maßnahmen wie Isolation der Erkrankten und deren sofortige Behandlung mit Antibiotika zur Verfügung. Viel besser wäre es natürlich, man könnte das Auftreten der Seuche durch eine Gewährleistung akzeptabler hygienischer Verhältnisse weltweit verhindern. Eine Impfung gibt es, doch die wird nur für Risikopersonen empfohlen, zum Beispiel für das Gesundheitspersonal.

An sich wirken seit Jahrzehnten bekannte Antibiotika wie Streptomycin, Chloramphenicol und Tetrazyklin sehr gut gegen die Pesterreger. Doch 1995 sorgten Meldungen aus Madagaskar für Aufregung: Ein 16-jähriger Bub war an Pest erkrankt. Experten des nationalen französischen Referenzlabors für Antibiotika in Paris machten bei der Untersuchung der Erreger dann ausgesprochen unangenehme Entdeckungen. Die Yersinia pestis-Keime waren gegen die Antibiotika Ampicillin, Chloramphenicol, Kanamycin, Streptomycin, Spectinomycin, Sulfonamid, Tetrazyklin und Minocyclin resistent. Auch wenn der Patient durch die Gabe eines anderen Medikaments schließlich gerettet wurde: Antibiotika-resistente Pest-Keime sind auf jeden Fall ausgesprochen "unangenehm". (APA)