Wien - Dass zwei Bretter, zwischen denen ein Blasebalg befestigt ist, schon auch die Welt bedeuten können, beweist heuer bereits zum dritten Mal das Internationale Akkordeonfestival in Wien. Damit rückt man ein Instrument ins Zentrum, dem hierzulande noch immer der Mief des verklärten Heimatlieds, des Jodel-Dodel und ähnlich einschlägiger Folklore anhaftet. Dass die Quetsche in ihren den Globus umspannenden Einsatzgebieten befähigt ist, alle möglichen Rollen zu übernehmen - vom unpeinlichen Herzschmerzvertoner bis zum Partytiger -, wird das am 23. 2. beginnende Festival ein gutes Monat lang präsentieren. Die Eröffnungsgala bestreitet der Virtuose Otto Lechner zusammen mit Künstlern aus Tuva und Italien. Am Sonntag wird das Kollegium Kalksburg mit den aus Kanada anreisenden Transatlantik Schrammeln das eine oder andere Trinklied intonieren. Ein weiterer Höhepunkt wird der Auftritt des bereits zu den Stammgästen zählenden Guy Klucevsek, dem "Godzilla of Accordeons" aus den USA. Bescheidener, dafür eventuell genialer sind 3 Falkner, die mit 1 Binder und 1 Huckey tanzbares Volksliedgut aus Linz zum Besten geben werden: Punkrock einmal anders. Nordische Zieh- und Quetsch-Interpretationen liefern das Motion Trio (Polen) und Maria Kalaniemi (Finnland), neumoderner versucht es die heimische Claudia K., die mit den Kronzeugen und Edo Zanki, beides deutsche Freunde, das Akkordeon in einen Groove- und Soul-Kontext stellen wird. Den abschließenden Höhepunkt bestreitet der große Tejano-Spieler Flaco Jimenez mit seiner Combo aus San Antonio, Texas. Der auch von der Allstar-Formation Texas Tornados her bekannte Tex-Mex-Star steht vor allem für die eingangs erwähnte Partytiger-Fraktion: Wer das nicht gesehen hat ... (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24. 2. 2002)