Wien - Gerade 15 Monate dauerte die Karriere der Monika Forstinger als freiheitliche Infrastrukturministerin. Am Montagabend gab FPÖ-Chefin Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer den Rücktritt der Oberösterreicherin bekannt. Anfang und Ende der Ministerzeit Forstingers fielen in turbulente Zeiten: Vorgestellt wurde sie als Nachfolgerin von Michael Schmid am 11. November 2000, am Tag der Seilbahnkatastrophe von Kaprun, ihr Rücktritt bekannt geworden ist nur einen Tag nach dem Ende der parteiinternen Auseinandersetzungen um Jörg Haider und Peter Westenthaler. Vor ihrem Wechsel in die Bundesregierung war Forstinger, die bei ihrer Präsentation durch Vizekanzlerin FPÖ-Chefin Susanne Riess-Passer als "freiheitliches Urgestein" vorgestellt wurde, drei Jahre im oberösterreichischen Landtag gesessen. Geboren wurde sie am 15. Juli 1963 in Schwanenstadt. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Laakirchen und der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Bad Ischl studierte sie von 1982 bis 1988 an der Universität für Bodenkultur. 1997 promovierte sie zum Doktor der Bodenkultur. Von 1988 bis 1990 war sie als Vertragsassistentin am Institut für Wasserwirtschaft an der BOKU Wien und von 1990 bis 1991 beim Amt der Oberösterreichischen Landesregierung in der Agrarbezirksbehörde Gmunden tätig. Seit September 1991 ist Forstinger bei der SCA Graphic Laakirchen AG im Bereich Umweltschutz und PR als Prokuristin tätig. Seit 1993 war sie zudem im Vorstand des Reinhalteverbandes Großraum Laakirchen und Geschäftsführerin der Entsorgungs- und Energieverwertungs GesmbH. Schon nach 100 Tagen Amtszeit galt Verkehrsministerin Forstinger als rücktrittsreif. Damals hatte die Ministerin die Rufnummenrnverordnung erlassen, laut der in Österreich alle Telefonnummern geändert werden sollten. Nach heftiger Kritik aller Beteiligten musste die Ex-Ministerin die Verordnung wieder zurückziehen. Heftige Kritik erntete Forstinger zuletzt auch für eine Post-Universaldienstverordnung. Kritiker warfen der Ex-Ministerin vor, damit die Schließung von österreichweit 648 Postämtern zu ermöglichen. Die Post selbst bezeichnete die darin enthaltenen Vorgaben für die Zustellung "wirtschaftsfremd und unrealistisch". Kritik erntete Forstinger auch für den Kompromiss, den sie in der Transitfrage mit der EU ausverhandelt hat. Demnach wird das Ökopunktesystem, das ursprünglich Ende 2003 auslaufen sollte, für eine Übergangszeit von maximal drei Jahren zu verlängern, falls die neuen EU-Bestimmungen über Lkw-Abgaben (Wegekostenrichtlinie) bis dahin nicht in Kraft treten. Die Obergrenze für Lkw-Fahrten wird aber Ende 2003 abgeschafft. Die Opposition bezeichnete diese Lösung als "absolut indiskutabel". Für lange Diskussionen sorgt seit langem auch die Lkw-Maut. Kritik halten von Ex-Minister Forstinger angepeilten Einführungstermin Mitte 2003 nach wie vor für unrealistisch. Ihren letzten großen Auftritt hatte Forstinger Ende Jänner bei der Präsentation ihres Generalverkehrsplans im Rahmen eines Reformdialogs der Bundesregierung. In dem Plan hätte die Schwerpunktsetzungen für den mittel- und langfristigen Ausbau von Schiene und Straße festgehalten werden sollen. Gleich vier Bundesländer beharrten jedoch bis zur Präsentation auf Nachverhandlungen. Immer wieder für eine "Geschichte" gut war auch Forstingers Umgang mit ihren Mitarbeitern: Seien es die hohen Personalfluktuationen in ihrem Büro, angebliche "Traumgagen" oder ein ihr nachgesagter "Anti-Stöckelschuherlass", der weiblichen Mitarbeitern rigide Kleidungsvorschriften auferlegte, wie es hieß. Häme und erste Assoziationen mit ihrem gescheiterten Vorgänger hatte die Ministerin allerdings bereits mit einem TV-Auftritt unmittelbar nach ihrer Angelobung geerntet: Ausgerechnet die Verkehrsministerin saß dabei ohne Gurt am Rücksitz eines fahrenden Autos. (APA)