Las Vegas - Gegen Präsident George W. Bushs Entscheidung, ein zentrales Atommüllendlager in den Yucca Mountains, Nevada, einzurichten, hat der betroffene Bundesstaat am Montag zwei Klagen eingebracht. Und einer der beiden Senatoren Nevadas, der Demokrat Harry Reid, nannte Bush laut Las Vegas Sun einen "Lügner", weil seine Entscheidung nicht, wie versprochen, auf "solider Wissenschaft" ruhe.Damit kommt ein alter Streit zum Höhepunkt. Seit den frühen 80er-Jahren suchen die USA einen Standort für ein Lager, seit 1987 setzt man auf nur einen Kandidaten: Yucca Mountains, eine extrem trockene Einöde in Nevada. Trocken muss es sein, da insgesamt 77.000 Tonnen hochaktiver Müll ziviler und militärischer Herkunft für Hunderttausende Jahren eingelagert werden sollen. Aber ob es wirklich trocken ist in dem Gebirge, ist wissenschaftlich ebenso ungeklärt wie das Erdbebenrisiko der Region. Deshalb - und: weil das Spielerparadies Las Vegas nur 140 Kilometer weit entfernt ist - wehrt sich der Bundesstaat Nevada, zuletzt mit Drohungen - man werde der Baustelle kein Wasser mehr liefern - und mit einem Überläufer: Just ein früherer Planungschef des Endlagers bestreitet nun die geologische Eignung des Geländes. Zudem argumentiert Nevada mit den Risiken der Transporte, die den Müll aus den gesamten USA in 110.000 Fuhren liefern müssten. Das zuständige Energieministerium hält dagegen, dass die Gefahren der bisherigen dezentralen Lagerung viel höher seien. Vermutlich ist der Streit aber müßig, da im Genehmigungsverfahren nun Fristen laufen, die vom Energieministerium gar nicht eingehalten werden können. Davor warnt der wissenschaftliche Dienst (General Accounting Office) des US-Kongresses. (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 2. 2002)