Finanzen & Börse
Bushs peinlicher Versprecher drückt Yen
"Devaluation" oder doch "Deflation"? - Japanische Währung verlor daraufhin dramatisch
Tokio - US-Präsident George W. Bush hat am Montag
mit einem Versprecher für Verwirrung an den Devisenmärkten gesorgt
und ein kurzes Abrutschen des Yen-Kurses ausgelöst. Nach seinem
Gipfeltreffen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro
Koizumi nannte Bush als eines der Gesprächsthemen auch "devaluation",
also die Abwertung des Yen. Der Kurs der japanischen Währung verlor
daraufhin rund einen Viertel Yen zum Dollar. Das US-Präsidialamt stellte umgehend klar, der Wechselkurs des Yen
zur US-Währung sei kein Thema gewesen, sondern Bush und Koizumi
hätten vielmehr über "deflation", also den Preisverfall in Japan,
gesprochen.
"Ein bisschen unüberlegt mit Fachausdrücken"
Händler hatten bereits zuvor die Vermutung geäußert, Bush müsse
ein Versprecher unterlaufen sein. "Er (Bush) geht wie sein Vater
manchmal ein bisschen unüberlegt mit Fachausdrücken um", sagte ein
Händler einer US-Bank. Trotzdem hatten einige Marktteilnehmer Yen
gegen Dollar verkauft, da sie es nach der Äußerung für möglich
hielten, dass die USA einen noch schwächeren Yen-Kurs tolerieren
könnten.
Die mit dem Stichwort "devaluation" angesprochene Schwäche des Yen
ist vor allem bei Japans asiatischen Nachbarn und US-Produzenten ein
heikles Thema. Sie werfen Japan vor, mit dem schwächeren Yen ihre
Exporte hochtreiben zu wollen. Die Bekämpfung der Deflation gehört
demgegenüber zu den vorrangigen Reformzielen von Ministerpräsident
Koizumi. Der rapide Preisverfall in Japan belastet seit Monaten die
Unternehmensgewinne, schränkt den Konsum ein und verteuert die
Tilgung von Krediten.
"Immer mehr unserer Einfuhren kommen aus dem Ausland"
Wie sein Vater, Ex-Präsident George Bush, ist auch George W. Bush
bekannt für Versprecher und eigenwillige Formulierungen. Erst
kürzlich hatte Bush den Wählern versichert: "Nicht über meine Leiche
werden sie Eure Steuern erhöhen." Aufsehen erregte auch Bushs
Bemerkung zur Bedeutung der Importe für die USA: "Immer mehr unserer
Einfuhren kommen aus dem Ausland."
Vor knapp 15 Jahren hatte bereits der damalige US-Präsident Ronald
Reagan einmal die Devisenmärkte irritiert. Beim G-7-Gipfel in Venedig
1987 hatte Reagan gesagt, der Dollar sollte stabil bleiben, aber "es
ist im Bereich des Möglichen, dass der Wert im Verhältnis zu anderen
Währungen noch etwas nachgibt". Dies hatte seinerzeit das
US-Präsidialamt umgehend zu der Klarstellung veranlasst, Reagan habe
sich versprochen und wolle tatsächlich einen stabilen Dollar.(APA/Reuters)