Natur
Die Grammatik des Graupapageis
Wissenschafter vergleichen Forschungsergebnisse: Manche Vögel können mit den Primaten locker mithalten
Boston - "Spatzenhirn" muss kein Schimpfwort sein.
Manche Vogelhirne leisten mehr als angenommen. Das berichteten
Biologen im Rahmen der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft
zur Förderung der Wissenschaften (AAAS), die am Donnerstag in Boston
begann. Einige Vogelarten können demnach aus der Kombination
verschiedener Informationen über ihre Umwelt neue Schlüsse ziehen -
eine Fähigkeit, die meist für eine Domäne des Menschen und anderer
Primaten gehalten wird.Nicht nur Wesenszug der Primaten
So beherrscht beispielsweise Griffin, ein Graupapagei im Labor
von Irene Pepperberg am Massachusetts Institute of Technology (MIT),
eine Art Vorstufe zu einer einfachen Grammatik. Der Vogel kann
Pepperberg zufolge seit kurzem Gegenstände und Laute in einer
bestimmten Reihenfolge ordnen. "Die gleichzeitige Entwicklung von
kombinatorischem Verhalten sowohl bei Lauten als auch bei Taten galt
ausschließlich als Wesenszug von Primaten", erläuterte Pepperberg.
Zwar benutze Griffin nicht zwangsläufig eine echte Syntax, wenn er
Sätze wie "do you want grape?" ("Möchtest Du Weintraube?") sage oder
Gegenstände ordne, urteilte Pepperberg. Der Vogels zeige mit seinem
"regelorientierten Verhalten" aber Verständnis dafür, dass komplexe
Tätigkeiten in einer bestimmten Reihenfolge erledigt werden müssten.
Transferleistungen
Einige Vögel sind sogar fähig zu einfachen Transferleistungen. Das
beobachteten Alan Bond und Alan Kamil von der Universität von
Nebraska bei Hähern. Sie brachten unterschiedlichen Häherarten mit
jeweils einer Belohnung bei, sich für eine von zwei vorgegebenen
Alternativen zu entscheiden. Die Vögel lernten, dass Alternative A
besser ist als B, B besser als C und so weiter. Anschließend wählten
einige Vögel auch beispielsweise B statt D aus, eine eindeutige
Transferleistung. In sozialen Gruppen zusammenlebende Häherarten
waren dabei deutlich besser als allein lebende Arten.
Auf der AAAS-Jahrestagung, dem größten fachübergreifenden
Wissenschaftertreffen der Welt, tauschen bis zum Montag rund 4.000
Forscher aller Fachgebiete neue Erkenntnisse aus. (APA/dpa)