Eine "gewisse Wankelmütigkeit" bei Entscheidungen und ein "nicht zu billigendes Taktieren" in der Pressearbeit haben seinem Vorgänger, Ex-VP-Wirtschaftsminister Johannes Ditz, den ÖIAG-Vorstandsjob gekostet. Beides dürfte dem Finanzchef der Tiroler Holzindustriegruppe Egger, Rainer Wieltsch (57), der mit 1. Mai Ditz in der Verstaatlichtenholding nachfolgt, nicht passieren. Die Entscheidungen fällen in der ÖIAG ohnehin Aufsichtsratspräsident Alfred Heinzel und seine Kollegen aus der Prinzhorn-Privatstiftung. Und was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft, gilt für Wieltsch offenbar das Credo des Familienunternehmens Egger: "Nur keine Pressearbeit ist eine gute Pressearbeit." Der einzige öffentlich bekannte Ausspruch des am 5. Juli 1944 in Schärding am Inn geborenen Managers lautet: "Was Magna für die Autoindustrie ist, wollen wir für die Möbelhersteller werden." Weder unter Österreichs Topmanagern noch im Fachverband der Holzindustrie ist Wieltsch näher bekannt. Interviews gibt er keine. Auch das Büro Prinzhorn lässt pflichtgemäß ausrichten, den Finanzmann nicht zu kennen. Begonnen hat Wieltsch seine Laufbahn nach einem Maschinenbaustudium an der TU Wien bei IBM Österreich, von wo er drei Jahre in die Europa-Zentrale nach Paris entsandt wurde. Später, zurück in Wien, saß Wieltsch in der Geschäftsführung für Osteuropa und war 1981 für die Einführung des IBM-PCs in Österreich verantwortlich. 1987 übernahm der verheiratete Vater zweier Kinder die Geschäftsführung des niederösterreichischen Holzwerk- stoffhändlers Frischeis. Seit 1992 arbeitet er in St. Johann bei Egger, einem Spanplattenunternehmen von der Diskretion einer Kaindl- oder Tur- nauer-Gruppe, mit einem Jahresumsatz von rund 1,45 Milliarden Euro (20 Mrd. S). Internationale Erfahrung Offiziell wird in der ÖIAG auf seine "breite internationale Industrieerfahrung" hingewiesen. Arbeitnehmervertreter im ÖIAG-Aufsichtsrat sagen: "Wieltsch spricht fließend Englisch und Französisch und dürfte von der Chemie her gut mit seinem Vor- standskollegen Michaelis zusammenpassen." Ob Wieltsch aus der ÖIAG die Magna der Beteiligungsholdings machen kann, wird sich dennoch erst weisen. Ob es um den Verkauf der Telekom Austria oder seine künftigen Aufsichtsratsmandate bei AUA, OMV und Böhler-Uddeholm geht, einige Einarbeitungszeit in einem politisch extrem sensiblen Umfeld dürfte wohl nötig sein. Sein Vorstandsvertrag mit einer kolportierten Jahresgage von rund 260.000 Euro plus Boni, falls die Aktienkurse der ÖIAG-Beteiligungsfirmen wider Erwarten steigen, läuft auf drei Jahre. Allzu viel Zeit für seine Hobbys Tennis und Skifahren wird Wieltsch nicht mehr bleiben. (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 16.2.2002)