Graz - escape ist der leicht ironische Titel der neuen Zeitschrift, mit deren Präsentation die Zentralstelle für Haftentlassenenhilfe (HEH) in Graz ihren 15. Geburtstag feierte. Die Reportagen, Interviews, Gedichte und Kolumnen rund um das Thema "Freiheitsstrafe" - verfasst von "Haftentlassenen für Haftentlassene"- sind jedoch nicht nur für Insider eine aufschlussreiche Lektüre. Die kritischen Innenansichten vermitteln Einblicke etwa in den eintönigen, völlig fremdbestimmten Haftalltag oder den meist hürdenreichen Rückweg in die Gesellschaft.

Berichte aus der Justizpraxis veranschaulichen, wie schnell aus einem Durchschnittsbürger ein "Knasti" werden kann: Da wird etwa die Geschichte von einem notorischen "Strafmandate-Ignorierer" erzählt, der beim Magistrat rund 2900 Euro (39.905 Schilling) Parkschulden anhäufte und mangels ausreichender Barschaft 42 Tage zu je 51 Euro absitzen musste. Fazit: Der Gläubiger sieht keinen Groschen, der Verurteilte spart sich einiges und der Staat zahlt für seine Disziplinierungsmaßnahme 4525 Euro.

Reintegration

Neben Texten finden sich in escape auch Zeichnungen von Betroffenen, sogar die professionelle grafische Gestaltung des Magazins ist "homemade". Als zusätzliche Serviceleistung wurden in einer beigelegten Broschüre alle wichtigen Adressen für Haftentlassene zusammengefasst und mit Tipps für den Umgang mit Ämtern garniert.

Seit der Gründung 1987 verfolgen die Mitarbeiter und MitarbeiterInnen der HEH Graz (Verein für Bewährungshilfe und soziale Arbeit) zwei wesentliche Ziele: Reintegration von Haftentlassenen und Prävention. "Bei uns", so HEH-Leiterin Ingrid Scherer, "finden Betroffene Unterstützung etwa bei der Wohnungs-und Arbeitssuche, bei Rechts-, Alkohol- oder Drogenproblemen." (grido/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.2.2002)