IT-Business
Kampf um die Kabelnetze - Frist für Liberty-Stellungnahme endet
Frist läuft heute bis Mitternacht - Kartellamt will bis Ende Februar über Marktbeherrschung entscheiden
Der Kampf um die Kabelnetze in
Deutschland ist in die entscheidende Phase getreten. An diesem Montag
(18. Februar) will das US-Unternehmen Liberty Media seine Strategie
für den deutschen Markt bekannt geben und sich zur Abmahnung des
Bundeskartellamts äußern, kündigte das Unternehmen am Freitag an. An
diesem Tag lief die Frist für eine Stellungnahme des Konzerns zur
Abmahnung des Bundeskartellamts ab. Darin wollte Liberty die Bedenken
der Wettbewerbshüter gegen den Kauf der Kabelnetze von der Deutschen
Telekom aus dem Weg räumen.Stellungnahme soll noch rechtzeitig ankommen
Das Kartellamt hatte Liberty eine Frist bis Freitag um Mitternacht
eingeräumt. Bis zum Nachmittag war die Stellungnahme nach Angaben des
Bundeskartellamts noch nicht eingegangen. Ein Sprecher von Liberty
Media bekräftigte aber, dass sie rechtzeitig in Bonn ankommen werde.
Liberty will der Telekom für 5,5 Mrd. Euro (75,7 Mrd. S) rund 60
Prozent der Kabelnetze in Deutschland abkaufen und vom geplanten
Firmensitz in München aus vor allem im digitalen Fernsehen aktiv
werden. Das Kartellamt hatte Liberty vor gut zwei Wochen abgemahnt,
da es eine marktbeherrschende Stellung befürchtet. Die endgültige
Entscheidung dazu will das Kartellamt Ende des Monates treffen.
Kartellamt gegen Liberty
Am Donnerstag gab das Kartellamt zudem bekannt, dass es sich auch
gegen den geplanten Zugriff Libertys auf das wichtige Kabelnetz-
Endkundengeschäft in Deutschland verwehren wird. Nach dem bisherigen
Stand müsse der Kauf von Telecolumbus-Töchtern verboten werden, weil
er für Liberty zu einer marktbeherrschenden Stellung auf dem
Kabelnetzmarkt führe. Liberty will zusätzlich zu den Telekom-Netzen,
die meist nur bis zu den Grundstücken reichen, weitere kleinere
Kabelnetzbetreiber aufkaufen, die die Verbindung auf den letzten
Metern bis zur Anschlussbuchse im Haus (Netzebene 4) stellen. Hierzu
gehört auch die Übernahme von Telecolumbus-Gesellschaften von der
Deutschen Bank.
Vorgaben schwer zu erfüllen
Angesichts der massiven Bedenken des Kartellamts bezweifeln
Branchenkenner, dass die Telekom die Kabelnetze an Liberty verkaufen
darf. "Es ist ein grundsätzliches Problem, das das Kartellamt mit
Liberty hat", sagte Analyst Peter Thilo Hasler von der
HypoVereinsbank. Um die Vorgaben des Kartellamts zu erfüllen und die
Netze neben dem digitalen Fernsehen auch für die Telekommunikation
und den schnellen Internetzugang zu öffnen, müsse Liberty jährlich 5
bis 6 Mrd. Euro investieren. "Diese Investitionen sind zu hoch",
sagte er. Sollte das Kartellamt sich endgültig gegen Liberty stellen,
muss sich die Telekom einen anderen Käufer suchen, da sie das Geld
für die Kabelnetze zum Schuldenabbau braucht.(APA/dpa)