An die zweieinhalb Stunden verbrachte Hanno Settele gerade vor dem Bundeskommunikationssenat. Jörg Haider hat sich dort beschwert, weil Settele in der "ZiB 1" dessen Clinch mit dem Verfassungsgerichtshof in Sachen zweisprachige Ortstafeln kritisch analysierte. Der Senat entscheidet, ob Settele Grenzen des Rundfunkgesetzes überschritt. Das Urteil ergeht schriftlich, im Senat soll die Stimmung eher dem Beschwerdeführer zugetan gewesen sein.Aufstieg Ungeachtet Setteles Clinch mit Haider erwarten ORF-Auskenner einen Aufstieg des leitenden "ZiB"-Redakteurs in der ORF-Information. Das gilt auch für einen weiteren "HiB - Helden im Bild", wie der Informationsdirektor Gerhard Draxler FP-kritische Auftritte in den "ZiB"s wenig wohlwollend nennt: Hans Bürger, derzeit Innenpolitik- und EU-Ressortleiter, könnte Chef aller "ZiBs" werden. Diesmal Aussprache Die "Helden", bisher von der neuen ORF-Generaldirektorin Monika Lindner eher zurückhaltend kommentiert, dürften Ende kommender Woche den Redakteursausschuss beschäftigen: Eine beim ersten Anlauf - DER STANDARD berichtete - gescheiterte Aussprache zwischen Lindner und den ORF-Journalisten soll da nachgeholt werden (Nachlese: Die ORF-Protestresolution an Generaldirektorin Lindner ). Schon zuvor gibt es dem Vernehmen nach ein Treffen mit dem Redakteursrat. Wehrschütz - Osteuroparedaktion Etwas weniger drängend könnte man auf dem Küniglberg nun die Fragen Christian Wehrschütz und Walter Seledec empfinden. Balkankorrespondent Wehrschütz, von der FPÖ schon für Direktionsehren vorgesehen, dürfte künftig eine Osteuroparedaktion leiten. Blauer Wahlbonus Seledec, Chef der Mittags-"ZiB" wurde vor allem von FP-Klubobmann Peter Westenthaler für höhere Weihen in Stellung gebracht. Westenthaler hat freilich, wie laufend berichtet, deutlich politisches Gewicht verloren. Draxler wie Generaldirektorin Monika Lindner haben zuletzt Seledec' besondere Unterstützungswürdigkeit hervorgehoben. Müsse sich der deklarierte FP-Mann doch in der ORF-Information seit Jahren behaupten gegen die Kollegen anderer Couleurs. Diese Einschätzung teilte offenbar die mit Jahreswechsel verabschiedete ORF-Führung: Kurz nach der für die FPÖ so erfolgreichen jüngsten Nationalratswahl Anfang Oktober 1999 stieg Seledec nach übereinstimmenden Informationen vom Küniglberg in die Gehaltsstufe 17 auf - nach oben bereits die nicht allzu häufig verbreitete vorletzte. Stufe 18 steht ihm ins Haus, wenn er wie geplant Chefredakteur in der Generaldirektion werden sollte. Bisher diente dieser Job vor allem dem Zugriff von Generalintendanten auf das Programm - mit dem neuen ORF-Gesetz bekam allerdings der Generaldirektor ohnehin ein Weisungsrecht auch dafür. So beschreibt auch Infodirektor Draxler die Aufgaben im STANDARD-Interview eher vage: "Das kann Koordination sein, Administration sein, Sendungsverantwortung, Chef vom Dienst. Aber die Gesamtkoordination ist Sache des Informationsdirektors. An dem vorbei kann niemand auf irgendeine Redaktion, irgendein Programm, eine Producereinheit Zugriff haben." Machtverschiebung Jemand anderer in der Generaldirektion dürfte indes viel Zugriff aufs Programm haben: Wolfgang Lorenz, der zudem die Kulturhauptstadt Graz 2003 koordiniert, trug zwar schon bisher Programmplanung in seiner ORF-Berufsbezeichnung. Nun dürfte er freilich auch wieder das passende Gewicht bekommen - klar zulasten des bisher starken Chefs der Programmplanungsabteilung, Werner Taibon. Logische Nachfolgerin von Film- und Serienchef August Rinner, der wie berichtet zu RTL wechselt, wäre die von ihm aufgebaute Andrea Bogad-Radatz. Ob sie, wie vom ORF erhofft, tatsächlich bleibt, wurde zuletzt intern angezweifelt. Bogad war zunächst nicht erreichbar. (fid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 2. 2002)