Der Club of Rome brauche ein zweites Leben, meint "Komitglied" Hans Peter Martin im Gespräch mit dem STANDARD
Redaktion
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Standard:
Experten sagen, dass die Rohstoffreserven der Erde noch unglaublich lange währen werden. Irrte der Club of Rome vor dreißig Jahren mit seiner Warnung vor den "Grenzen des Wachstums"?
Martin:
Der frühzeitige Alarm hat weltweit eine ganze Generation von an der Zukunft interessierten Menschen beeinflusst.
Standard:
Handeln Firmen denn seither ökologischer?
Martin:
Ja. Als eine Art ökologisches Weltgewissen hat der Club aufgeschrien - noch bevor es die Grünen gab - und eine Handlungsspirale ausgelöst. So verbrauchen Autos heute viel weniger Benzin pro Kilometer, obwohl sie leistungsstärker sind.
Standard:
Aber das hat ja auch den für einen Erzeuger wünschenswerten Nebeneffekt, dass das Autofahren für die Masse billiger geworden ist.
Martin:
Ohne ökologischen Konsumentendruck wäre gar nichts passiert.
Standard:
War der Club wirklich erfolgreich? Gegen die globale Klimaerwärmung etwa wird weltweit wenig getan.
Martin:
Hätte es den Club of Rome nicht gegeben, dann sähe es jetzt doch noch schlechter aus.
Standard:
Fordern die Konsumenten genug ökologisches Verhalten von Firmen ein?
Martin:
Noch immer zu wenig.
Standard:
Großunternehmen produzieren verstärkt in Ländern, wo schlechte soziale und ökologische Standards herrschen. Kein Thema?
Martin:
Die sozialen Probleme hat der Club of Rome bisher leider nicht zum großen Thema gemacht. Unsere Gesellschaft nimmt heute die soziale Unternehmerverantwortung so wenig ernst wie die ökologische Verantwortung vor dreißig Jahren.
Standard:
Gibt es Verknüpfungspunkte des Club of Rome mit der Antiglobalisierungsbewegung?
Martin:
Nein, denn der Club of Rome ist ein Musterbeispiel für eine globalisierte Organisation. Antiglobalisierer sind die, die McDonald’s-Filialen in die Luft sprengen und sagen, wir wollen zurück zum Protektionismus. Wenn es aber um Globalisierungskritiker geht, haben Clubmitglieder sehr offene Ohren. Viele unterstützten unser Buch "Die Globalisierungsfalle".
Standard:
Muss also der Club of Rome das Soziale thematisieren, um erfolgreich fortbe- stehen zu können?
Martin:
Absolut. Die öko-soziale Frage ist die Frage der Fragen, und man kann das ökologische Problem nicht ohne das soziale lösen. Da steht der Club of Rome unter Entwicklungsdruck. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 2. 2002)
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