Gestalterisch hätte man sich schon ein bisschen ausgetobt, meint Robert Seeber, der eigentlich aus der Reisebranche kommt und vor einem halben Jahr gemeinsam mit seiner Frau, die ihre Karriere mit einem Schnellimbiss begann, den Linzer "Promenadenhof" eröffnete. Und tatsächlich: Ein Wintergarten wurde gebaut, eine Freiluft-Bühne mit riesigem Garten angelegt, Gewölbe freigelegt, eine "Bodega" gestaltet, eine "Landhausstube", ein Pub namens "Göss'n" und noch einige "Erlebniswelten". 1600 Quadratmeter, 1,8 Millionen Euro (25 Millionen Schilling) wurden investiert, "und es scheint genau das zu sein, was in Linz noch gefehlt hat: a guat's Papperl und a g'scheits Flair", jubelt Robert Seeber. Zur Zeit werde schon für Mai bestellt, und Weihnachten sei bereits zu 60 Prozent ausreserviert. Was man in erster Linie wolle, so Seeber, sei das Vermeiden der Hemmschwelle, für jung und alt soll der "Promenadenhof" da sein, und "bei Haubenküche oder so wollen wir gar nicht mittun". Weshalb man also eher auf eine rustikale Schiene wie "Schmankerl aus der Wirtshauskuchl" oder "aus der südlichen Kuchl" setzt. Und dass man sich im Wirtshaus Steirereck am Pogusch auch das Prinzip des Weinkellers abgeguckt hat, aus dem man sich die Flasche selber holen kann, geben die Seebers gerne zu. Schwächen tun sich da eher beim Bier auf, das nämlich auch aus der Steiermark kommt, was in Linz ja eigentlich Grund für zumindest eine Bürgerinitiative wenn nicht ein Volksbegehren sein müsste. Ist es aber nicht, Linz kann auch gnädig sein. Busserlsuppe Ob man zur "Busserlsuppe" leicht ein Busserl bekomme, werde sie oft gefragt, erzählt die Kellnerin, nein, in der Rindsuppe schwimmen Brandteigkrapferln (EURO 2,40). Der Seebers Lust am Dekorativen beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Raumgestaltung, auch auf den großen Glastellern tummeln sich Karöttchen, Kirschtomaten und Kresse-Wiesen. Optisch geht die heimische Räucherfisch-Variation vom Haas in Piberbach aber dennoch nicht unter, Saibling, Forelle und Lachsforelle sind fein und zart, die beiden Erdäpfelblinis unnötigerweise ziemlich fettig (EURO 7,10). Überraschende Schlichtheit dann beim "saftigen Bauernbratl", nur zwei Scheiben Schopfbraten, je ein Semmel- und Erdäpfelknödel und Bratensaft, auch der Speck-Kraut-Salat ließ gestalterische Sensationen vermissen (EURO 6,40). Das Ricotta-Törtchen gab dann aber eh wieder Gas - Pistazien, Minze-Blättchen, Noten-Schokolade, Staubzucker-Deko . . . (EURO 5). Nun, sollte es das sein, was in Linz beginnt, dann kann man sich auf Zeiten der unkomplizierten Küche, des raschen Service und der fairen Preise freuen. Die Zeiten der feinen Nuancen, der Individualität und der leisen Zwischentöne ist dann aber vorbei. derStandard/rondo/15/2/02