Fernsehen funktioniert wie Schokolade. Manchmal. Wenn man einsam in seiner Bude sitzt und sich mit schmollender Lippe in einem "Niemand mag mich"-Tag suhlt, kann die Glotze die fehlende Zärtlichkeit zwar auch nicht ersetzen, aber die offenherzig ausgestellte Blödheit anderer (Barbara Stöckl nennt so etwas betroffen dreinschauend "Leid") in diversen Quatschsendungen hilft beim Wundenlecken: "Meine Freundin betrügt mich mit der besten Freundin meines besten Freundes!" "Ha! Verrecke, Idiot!", schallt es da politisch nur fast korrekt von der Couch Richtung Bildschirm.Doch dieser Tage ist selbst mittels Schadenfreude kein Staat zu machen. Zwar kann man sich angesichts mancher interviewter Olympioniken ganz gut den Bauch halten, wenn sie schweißdampfend versuchen, mit einem mehrere Dutzend Stammellaute umfassenden Wortschatz mitzuteilen, wie "stolz und glücklich und blabla" sie für ihr "Vaterland . . . und blabla und alles Liebe an Mutti . . ." sind. Aber die Omnipräsenz der fünf Ringe macht eine televisionäre Realitätsflucht nahezu unmöglich. Zu all dem teilt einem dann noch die wesentlich fürs Zärtlichkeitsdefizit verantwortliche Person mit, dass sie es vorzieht, sich ein paar Tage in die Alpen zu verfügen, zwecks Wedelns! Buhuhu, gemein. Allein vor der Glotze, mit vor Tränen verschwommenem Blick, streift man später einen Wetterkanal: Sturm und Regen statt sonniger Pistenfreuden werden für die Berge prognostiziert. Die Welt ist wieder in Ordnung. Fast. (flu/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 14. Februar 2002)