Eifersucht kann ziemlich hässlich sein. Das wusste kaum einer besser zu zeigen als Shakespeare. Ob die Pärchen im Sommernachtstraum oder der biedere Ford in den Lustigen Weibern von Windsor , ob Othello oder Leontes im Wintermärchen : Aus eifersüchtigem Rasen lässt sich theatrales Kapital schlagen. Kein Wunder, dass nach Othello auch Leontes zu Opernehren gelangte: Der belgische Komponist Philippe Boesmans schuf 1999 im Auftrag des Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie eine fast dreistündige Oper um den vor Eifersucht blindwütig gewordenen König Siziliens, der seine Hermione eines Techtelmechtels mit seinem Freund Polixenes verdächtigt und so die ganze Familie ruiniert: Die Königin wird ins Gefängnis geworfen, Sohn und Tochter werden verbannt. Schon bei der Uraufführung stellte sich das eklektizistische Werk nicht als Knüller dar: Nahezu wörtliche Zitate von Strauss, ungenierte Anklänge an Wagner oder Zemlinsky werden durchsetzt mit Monteverdi, was dennoch kaum verhindert, dass sich die Poesie des auf wundersame Weise glücklich endenden Wintermärchens verflüchtigt in dem dick instrumentierten Stilpotpourri. Dennoch nahm sich jetzt die Neue Oper Wien Boesmans' - auch aufgrund des eindünnenden Librettos von Luc Bondy und Marie-Louise Bischofberger - nicht unproblematischen Stückes an. Die glitzernden Eisquader von Bondys Brüsseler Inszenierung sind im Odeon prosaischen, obwohl variablen Wänden und einer gewölbten Spielfläche gewichen, die symbolisch von tiefen Rissen durchfurcht wird (Ausstattung: Reinhild Blaschke). Obwohl Michael Klettes Inszenierung der Eifersucht Leontes eine realen Ursache liefert, indem er Polixenes als ziemlich windigen Dandy charakterisiert, verheddert sie sich in dem Missverständnis, Boesmans Oper sei als Farce zu deuten. Und so werden grimmig Äxte geschwungen, Koffer geschleudert und selbst Wadeln gebissen, bis im Finale ein schwerer Eisbrocken die Illusion wiedererlangten Glücks zerstört. Musiziert wurde auf technisch erstaunlich hohem Niveau, das vor allem das junge Amadeus Ensemble vorgab, obwohl Walter Kobéra am Pult die Lautstärke des Öfteren übertrieb und wenig zur strukturellen Aufhellung der üppigen Partitur beitrug. Mit Christian Rudik besaß die österreichische Erstaufführung des Werkes auch einen Leontes von Format. (DER STANDARD, Printausgabe vom 14.2.2001)