Wien - Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) fordert
einmal mehr, das Palais Epstein an der Wiener Ringstraße für ein
"Haus der Geschichte" zu nutzen statt dort Mitarbeiter des Parlaments
- Häupl: ein "Haus der Sekretäre" - einziehen zu lassen. Ihm bleibe
dazu im Moment zwar nur die "Kraft der Argumente", räumte er am
Dienstag in seinem wöchentlichen Pressegespräch ein. Er sei aber
gerne bereit, wieder bei der Suche nach Alternativstandorten für das
Parlament zu helfen: "Aber ich werde nicht eine halbe Minute eines
Mitarbeiters von mir vergeuden, solange man nicht bereit ist, mit mir
zu reden."
Häupl hatte bereits früher drei mögliche Standorte für das
Parlament angeboten, darunter das ehemalige niederösterreichische
Landhaus in der Herrengasse in der Wiener Innenstadt. Zumindest
dieses Gebäude steht aber nicht mehr zur Verfügung, es wurde in der
Zwischenzeit vom Außenministerium übernommen. Das Parlament hat sich
allerdings im Jahr 1999 einstimmig dafür ausgesprochen, das Epstein
für seine Zwecke zu nutzen.
Das Parlament ist derzeit auch schon auf der Suche nach Planern
für die nötigen Arbeiten an dem Gebäude, wie Parlamentsvizedirektor
Sigurd Bauer gegenüber der APA bestätigte. Man befinde sich im Status
der Ausschreibung. Das Palais wurde an das Parlament übertragen,
dafür hat sich das Parlament verpflichtet, die Renovierungskosten zu
übernehmen.
Häupl nahm am Dienstag aber auch inhaltlich Stellung. Er wolle
kein neues Holocaust-Museum errichten, auch kein "Haus der Bilder",
sondern ein "Haus der Begegnung" und einen "Ort der Kommunikation"
schaffen. Das Epstein sei dafür bestens geeignet, wegen seiner
eigenen Geschichte, aber auch wegen der Nähe etwa zum
Museumsquartier.
Eifrigster Verfechter des "Hauses der Geschichte" im Palais
Epstein war immer Leon Zelman, der Leiter "Jewish Welcome Service".
Er hat zuletzt Unterstützung eines prominenten Personenkomitee mit
dem Architekten Gustav Peichl, der Schauspielerin Elisabeth Orth, dem
österreichischen Botschafter in Washington, Peter Moser, der
Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergie, der Historikerin Brigitte
Hamann sowie dem Kunsthistoriker Otto A. Graf erhalten. Sie fordern
eine "Aussetzung des Bauwettbewerbes", um zu verhindern, dass in das
historische Gebäude die Büros des Nationalrates einziehen.
Das Epstein, ehemaliger Sitz des Stadtschulrates, wurde vom
jüdischen Bankier Gustav Ritter von Epstein gegründet und wurde nach
einem Entwurf von Theophil Hansen im Stil der italienischen
Renaissance unter Aufsicht Otto Wagners erbaut. Später im Besitz der
Englischen Gasgesellschaft, dann vom Verwaltungsgerichtshof
angekauft, zog 1922 der Wiener Stadtschulrat ein. 1938 wurde das Haus
von den Nationalsozialisten okkupiert. Nach 1945 wurde das Epstein
für 10 Jahre zum Sitz des sowjetischen Militärkommandos in Wien und
ab 1958 wiederum zum Sitz des Stadtschulrats für Wien. (APA)