Wirtschaft
Euro ließ Handelsumsätze im Jänner "kalt"
2001 reales Minus - Einzelhandelsumsatz real minus 0,6 Prozent
Wien - Die befürchtete Konsumzurückhaltung als Reaktion auf
die Euro-Bargeldumstellung ist ausgeblieben. Nach ersten vorläufigen
Zahlen sei es zu "keinen signifikanten Veränderungen zum Vorjahr
gekommen", sagte der Handelsexperte im Institut für Gewerbe- und
Handelsforschung (IfGH), Peter Votihofer, bei der Präsentation der
Handels-Jahresbilanz 2001 am Dienstag in Wien. 2001 hatte der Jänner
ein nominelles Umsatzplus von 5 Prozent (real: 3 Prozent) gebracht
und damit maßgeblich zum guten Ergebnis des ersten Quartals
beigetragen. In Deutschland klagte der Einzelhandel im Jänner dagegen
über Umsatzeinbrüche bis zu 10 Prozent. Im Gesamtjahr 2001 hat der österreichische Einzelhandel real um
0,6 Prozent weniger umgesetzt als im Jahr davor. Nominell lag der
Umsatz mit 37,5 Mrd. Euro (516,26 Mrd. S) um 1,7 Prozent über dem
Wert des Jahres 2000. Ausschlaggebend für die bescheidene
Jahresbilanz waren vor allem das schwache zweite und dritte Quartal,
die real 1,5 Prozent bzw. 1,3 Prozent Minus brachten. Einen kleinen
Aufschwung bescherte dagegen das gute Weihnachtsgeschäft im vierten
Quartal.
Sportartikelhandel schneidet gut ab
Am besten schnitten 2001 der Lederwaren- sowie der
Sportartikelhandel mit einem nominellen Umsatzplus von 5,1 (real:
3,3) Prozent bzw. 4,6 (real: 5,7) Prozent ab. Auf Platz 3 findet sich
der Schuhhandel mit einem nominellen Plus von 3,9 (1,2) Prozent.
Kurios die Entwicklung im Elektrohandel: Nominell haben sie zwar nur
um 1 Prozent mehr umgesetzt, wegen des starken Wettbewerbs bedeutet
das aber ein reales - um den Preiseffekt der Branche bereinigtes -
Plus von 5,9 Prozent.
Besonders unerfreulich war die Entwicklung im Textilhandel und in
den Baumärkten. Die Modehändler mussten sowohl nominell (-0,4) als
auch real (-1,9) ein Minus hinnehmen. Bei den Baumärkten war der
reale Umsatzrückgang mit 4 Prozent besonders drastisch, nominell
sind die Umsätze um 0,1 Prozent zurück gegangen.
Trend in Richtung große oder Marken-Geschäfte
Der Trend beim Shoppen ging auch 2001 eindeutig in Richtung große
oder Marken-Geschäfte. "Die Polarisierung bei den Standorten geht
weiter", so Voithofer. Die Kundenfrequenz sei insgesamt um 1 Prozent
zurückgegangen, allerdings vor allem bei den kleinen Geschäften,
während sie in Einkaufszentren und -Straßen gleich blieb. Auch bei
der Umsatzentwicklung zeigt sich, dass Unternehmen mit 5 bis 10 Mill.
S wengiger umsetzten, während die größeren ein Plus von 2 bis 3
Prozent erzielten.
Regional zeigte sich, dass die Einkaufslust im Vorjahr in den
westlichen Bundesländern mit Plus 2,4 (real: 0,1) Prozent noch am
ausgeprägtesten war. "Der Westen ist das einzige Gebiet, wo es noch
ein reales Wachstum gab", sagte Handelsobmann Erich Lemler. Im Süden
lagen die Umsätze nominell um 1,8 Prozent und in Ostösterreich um 1,1
Prozent höher, bzw. real um 0,7 Prozent und 1,2 Prozent niedriger.
Für das laufende Jahr sind die Aussichten ebenfalls gedämpft. In
der zweiten Jahreshälfte soll es eine "zögerliche Verbesserung"
geben, mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung rechnet
Handelsexperte Voithofer erst für 2003. Laut
Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sollen die privaten
Konsumausgaben heuer um 1,6 Prozent steigen, allerdings nur, wenn die
Sparquote weiter sinkt. Die Händler selbst zeigten sich ebenfalls
skeptisch: Mehr als ein Drittel der Betriebe wolle die Bestellungen
heuer reduzieren und jammere über zu hohe Lagerbestände, so
Voithofer.(APA)