Teheran - Hunderttausende Iraner haben am
Montag aus Anlass des 23. Jahrestages der Islamischen Revolution und
des Sturzes des Schahregimes gegen die amerikanische Einordnung ihres
Landes in eine "Achse des Bösen" protestiert. "Tod den USA!"
skandierten sie auf dem Platz des Friedens in der Hauptstadt Teheran.
Das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hatte zu einer
"Ohrfeige für die Feinde Irans" aufgerufen. Präsident Mohammad
Khatami sagte vor den Demonstranten: "Dass wir bedroht sind, liegt
daran, dass die USA, oder einige ihrer Anführer, sich für die Herren
der Welt halten und wollen, dass die Welt ihrer Politik folgt." "Wir hoffen, die amerikanische Regierung wird aufwachen und ihre
Politik gegenüber dem Iran ändern", sagte Khatami. Demonstranten
verbrannten eine Puppe der Symbolfigur der USA, "Uncle Sam", und
hielten eine Puppe von US-Präsident George W. Bush hoch. Um ihren
Hals hing ein Schild mit der Aufschrift "Es war ein Fehler von mir,
dem Iran zu drohen." US-Präsident George W. Bush hatte vor zwei
Wochen den Iran, den Irak und Nordkorea als drei Staaten genannt, die
zur "Achse des Bösen" gehörten. Im Iran haben diese Anschuldigungen
zu einem Wiederaufleben antiamerikanischer Propaganda geführt.
"Botschafter des Friedens"
"Wir sind Botschafter des Friedens, wir verurteilen den
Terrorismus," betonte der iranische Präsident vor den Demonstranten.
Khatami forderte eine Aufklärung der "niederträchtigen" Anschläge vom
11. September. Es müsse untersucht werden, inwieweit die "falsche
Politik der USA" die Tat begünstigt habe. Das amerikanische Volk
müsse seine Regierung fragen, wie lange es noch den Preis für die
verfehlte Politik zahlen müsse.
Khamenei hatte vor hohen Armeeoffizieren betont, die Antwort
auf eine amerikanische Provokation wäre mit Sicherheit eine "sehr
starke". Die Streitkräfte und das ganze Volk müssten in der
gegenwärtigen Situation wachsam sein. Jede ausländische Macht, die es
auf die "Identität und Ehre der iranischen Nation" abgesehen habe,
würde "den Hass des iranischen Volkes auf sich ziehen", warnte
Ayatollah Khamenei. An die Adresse der USA gerichtet, sagte er:
"Nicht nur das iranische Volk hasst euch, nein, die ganze Welt hasst
das arrogante und scheinheilige Unterdrückerregime, das ihr
repräsentiert!" Das iranische Volk hasse ein "Regime, das die Fahne
der Demokratie, der Freiheit und der Menschenrechte schwenkt, das
zugleich das israelische Regime verteidigt und sich in Afghanistan
unmenschlich gegenüber Gefangenen verhält".(APA/Reuters/AP)