Etat
Die finanziellen Risiken der Kirch-Gruppe
Bankkredite, Fußballraten und ungeduldige Partner
Der Münchner Medienhändler Leo Kirch steht mit
dem Rücken zur Wand. Die Schulden seines Konzerns belaufen sich
mittlerweile auf fünf bis sechs Mrd. Euro (bis 82,6 Mrd. S) Banken
und Partner werden langsam ungeduldig und setzen dem 75-Jährigen die
Pistole auf die Brust. In den kommenden Monaten steht Kirch vor einem
regelrechten Spießrutenlauf - alle paar Wochen werden Forderungen
fällig:Bundesliga
Noch in dieser Woche muss Kirch zunächst die Bundesliga zufrieden
stellen. Sein Unternehmen hatte sich im Sommer 2000 die
TV-Übertragungsrechte bis 2004 für 1,53 Mrd. Euro gesichert. Pro
Saison werden rund 375 Mill. Euro fällig. Nach Angaben der
"Süddeutschen Zeitung" muss am Freitag eine Teilrate von etwa hundert
Mill. Euro für die laufende Runde gezahlt werden.
Axel Springer-Verlag
Bis Ende April will der Axel Springer Verlag Geld sehen. Ende
Jänner hatte Europas größtes Verlagshaus die Partnerschaft bei der
Kirch-Tochter ProSiebenSat.1 mit einer Frist von drei Monaten
aufgekündigt und auf eine entsprechende Vereinbarung mit Kirch zum
Rückzug aus der Senderfamilie verwiesen. Nach Angaben aus
Firmenkreisen werden damit 767 Mill. Euro fällig. Kirch bestreitet
allerdings, dass Springer ein Recht zum Ausstieg hat.
Banken
Deutlich höher in der Kreide steht Kirch bei den Banken. Größter
Geldgeber des Münchner Konzerns ist die halbstaatliche Bayerische
Landesbank mit 2,2 Mrd. Euro. Diese dürfte noch zu den
verlässlicheren Gläubigern gehören. Schwieriger ist die Lage bei den
Privatbanken, die einen Bankrott von Kirch und damit den Verlust
ihrer Außenstände fürchten.
Die Dresdner Bank wurde schon im Dezember unruhig, erklärte sich
dann aber doch kurzfristig bereit, die Rückzahlung eines fälligen
Kredites über 460 Mill. Euro nochmals zu verschieben. Er wird nun im
April fällig. Bei der Bayerischen Hypo-Vereinsbank lief es ähnlich.
Das Unternehmen sah sich dabei genötigt, öffentlich zu beteuern, ihre
Kirch-Kreditlinien betrügen "insgesamt weniger als brutto 500 Mill.
Euro". Auch die Deutsche Bank, die nach Presseberichten rund 600
Mill. Euro an Kirch verliehen hat, macht zunehmend Druck.
Murdoch
Großes Kopfzerbrechen bereitet Kirch auch Rupert Murdoch als
Teilhaber am Verluste schreibenden Bezahlsender Premiere World.
Murdochs britische PayTV-Tochter BSkyB bestätigte am Freitag, das das
Unternehmen zum 1. Oktober seine 22-prozentige Beteiligung an
Premiere World zurückgeben kann. Der Betrag hierfür liegt nach
Expertenschätzungen zwischen 1,6 bis 1,7 Mrd. Euro. BSkyB-Chef Tony
Ball zufolge ist Kirch definitiv zur Zahlung von 1,3 Mrd. Euro in bar
verpflichtet. Dazu kommen allerdings noch Zinsen. (APA)