Unternehmen
Dresdner Bank und HVB rittern um Kirchs Springer-Anteil
Verkaufsentscheidung in den nächsten Tagen
München/Frankfurt/New York - Nach der
HypoVereinsbank (HVB) erwägt auch die Dresdner Bank einen Kauf der
Kirch-Anteile am Axel Springer Verlag. Das Frankfurter Geldhaus prüfe
ein Offert für den 40-prozentigen Anteil an Europas größtem
Pressekonzern, hieß es am Mittwoch aus Finanzkreisen. Der
US-australische Medien-Tycoon Rupert Murdoch erhöhte unterdessen den
Druck auf die hoch verschuldete Kirch-Gruppe: Er kündigte definitiv
einen Ausstieg aus Kirchs Bezahlsender Premiere World an, wofür Kirch
rund 1,6 Mrd. Euro (22 Mrd. S) zahlen müsste. Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) betonte, er favorisiere eine deutsche Lösung bei der
Neuordnung der hoch verschuldeten Kirch-Gruppe. Wie die HypoVereinsbank ist die Dresdner Bank wichtiger Gläubiger
von Kirch. Bei beiden Banken steht der Münchner Medienunternehmer mit
je rund 460 Mill. Euro in der Kreide. Insgesamt haben sich bei Kirch
Schulden von 5 bis 6 Mrd. Euro angehäuft; das Unternehmen sucht
deshalb dringend nach Auswegen aus seiner Finanzkrise. Die
HypoVereinsbank bietet nach Angaben aus Branchenkreisen für Kirchs
Springer-Anteil 1,1 Mrd. Euro. Über ein Offert der Dresdner Bank
lagen noch keine Angaben vor. Weder die Dresdner Bank noch Kirch
wollten zu den Angaben bisher Stellung nehmen.
Treffen
Eine Entscheidung über den Springer-Anteil von Kirch wird für die
nächsten Tage erwartet. Der "Financial Times Deutschland" zufolge
hatte die Deutsche Bank als weiterer Kirch-Gläubiger für Mittwoch zu
einem Investoren-Treffen eingeladen, bei dem über die Zukunft des
Medienkonzerns gesprochen werden sollte. Gerüchte, wonach
Deutschlands größtes Geldhaus interessiert sei, wies dieses zurück.
"Wir werden uns nicht an dem Bieterwettbewerb beteiligen", sagte ein
Sprecher. Ein weiteres Treffen ist laut "FTD" für Donnerstag geplant,
zu dem Leo Kirch selbst eingeladen haben soll.
Atempause
Mit einem Verkauf des Springer-Pakets bekäme Kirch eine Atempause,
gemeinsam mit dem Erlös aus dem Verkauf der Beteiligung am spanischen
Sender Telecinco (als Interessent ist zuletzt der italienische
Medienzar, Ministerpräsident Silvio Berlusconi, ins Spiel gekommen)
könnte Kirch zumindest in den kommenden Monaten fällige Forderungen
begleichen.
Murdoch will aus Premiere raus
Problematisch wird es dann aber wieder ab Herbst. Rupert Murdoch
als Kirchs Partner bei dem Verluste schreibenden Bezahlsender
Premiere World zerschnitt endgültig das Tischtuch: Er werde seine ab
1. Oktober geltende Ausstiegsoption bei Premiere nutzen, sagte
Murdoch am Dienstag (Ortszeit) vor Analysten in New York. Das dafür
vereinbarte Geld werde er "mit allen möglichen Mitteln" einfordern.
An der Beteiligung sei er definitiv nicht mehr interessiert. Auch die
Übernahme der Kontrolle über Premiere schloss Murdoch aus. Er ist
über den britischen PayTV-Sender BSkyB mit 22,03 Prozent an Premiere
beteiligt.
Über die Motive von Murdoch wird derzeit viel spekuliert. In der
Politik wird offenbar befürchtet, dass der nicht gerade als
zimperlich bekannte Australier die Probleme bei Kirch zu einem groß
angelegten Einstieg in Deutschland nutzt und so wesentlichen Einfluss
auf heimische Medien bekommt. Bundeskanzler Schröder sagte daher am
Mittwoch auf seiner Lateinamerikareise, wenn es zu einer deutschen
Lösung komme, sei dies "umso besser". Man müsse aufpassen, dass keine
Lösung blockiert werde, die Arbeitsplätze in Deutschland halte.
Insgesamt hat die Kirch-Gruppe rund 9.500 Beschäftigte. (APA/dpa/AP)