Berlin - Dem 100. Geburtstag von Marlene Dietrich hat
Enkel J. David Riva eine Hommage gewidmet. "Marlene Dietrich - Her
Own Song" hatte am Sonntagabend in der Panorama-Reihe der
Internationalen Filmfestspiele in Berlin Premiere. Es freue ihn,
seinen Debütfilm in der Geburtsstadt der Schauspielerin vorstellen zu
können, sagte Riva.
Politische Mission
Die Dokumentation rückt besonders die politische Mission der
Dietrich im Zweiten Weltkrieg in den Mittelpunkt. Ihr Engagement, von
Hollywood aus an die Kriegsschauplätze Europas zu reisen und vor der
Truppe aufzutreten, um etwas im Kampf gegen Hitler-Deutschland zu
tun, machte sie in den Augen mancher Deutscher zur "Verräterin".
Bisher unveröffentlichte Materialien
Riva wartete mit teilweise unveröffentlichten Materialien aus dem
privaten Nachlass auf. Im Gegensatz zu den von seiner Mutter Maria
Riva veröffentlichten Erinnerungen zeigte er viele Aufnahmen von
idyllischen Familienszenen. Die zahlreichen Liebesaffären blieben bis
auf die Beziehung mit Jean Gabin ausgespart. Interviews mit
Zeitgenossen und Freunden bestätigten vor allem eins: Was die
Dietrich für sich als richtig erachtete, setzte sie durch. Auch als
amerikanische Staatsbürgerin wandte sie sich von Deutschland nicht
ab. "So war sie", meinte der Enkel.
Auftritte bei den GI's ganz ohne Starkult
Der chronologisch gehaltene 100-Minuten-Abriss beginnt in den 20er
Jahren in Berlin und mit dem ersten großen Filmerfolg in "Der blaue
Engel". Das Schlussbild zeigt die Beisetzung 1992 in Berlin. Die
vielen Gesichter der Dietrich kommen weniger in Filmausschnitten als
bei ihren Konzerten zur Geltung. Ganz ohne Starkult sind die
Auftritte bei den GI's, die sie im wahrsten Sinne des Wortes auf
Händen trugen. Auch die Dietrich konnte öffentlich weinen, wie bei
ihrem Konzert in Warschau in den Nachkriegsjahren. (APA/dpa)