Das 1918 geborene zweitjüngste Kind war für Thomas Mann die kleine "Medi", "Kindchen" und sein Liebling, wie der Nobelpreisträger einst zugab. Anders als ihre fünf Geschwister Michael, Golo, Monika, Erika und Klaus fand Elisabeth für ihre Kindheit fast nur Worte der Wärme: Sie hat unter der viel beschriebenen Kälte und Egozentrik des Patriarchen nicht gelitten. "Das familiäre Erbe prägte sie, ohne sie zu lähmen", schreibt ihre Biografin Kerstin Holzer.
Ihre Jugend verbringt Elisabeth größtenteils im Exil, zunächst in der Schweiz, später in den USA. Die Zeit in den USA jedoch empfand sie als "sehr hässlich". 1939 tröstet sie sich als 20-Jährige mit der Hochzeit mit dem wesentlich älteren Guiseppe Borgese, einem Wissenschafter sizilianischer Herkunft.
Ihre Biografie erzählt von einem erfüllten Leben. Für sie waren die Meere "ein großes Laboratorium, in dem wir eine neue Weltordnung schaffen können". 1972 gründete sie das Ozean-Institut auf Malta, anschließend arbeitete sie an der UN-Seerechtskonvention von 1982 mit. Wahrscheinlich wird die "letzte Mann" nun in Zürich beigesetzt - nahe ihrem Vater. (elce, APA)
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.02. 2002)