London/Wien - Kinder, die mit In-vitro-Fertilisation (IVF) außerhalb des Körpers gezeugt werden, haben laut einer Untersuchung in Schweden ein höheres Risiko, an Entwicklungsstörungen zu leiden, als normal gezeugte Kinder. "Diese Studie muss man sicher beachten", kommentiert Doris Gruber, Reproduktionsmedizinerin an der Uniklinik Wien, gegenüber dem STANDARD, "aber es ist nur eine Studie, man sollte andere abwarten."Vor 23 Jahren kam das erste IVF-Baby zur Welt, heute werden 50.000 Kinder pro Jahr weltweit mit diesen Techniken gezeugt. Aber es gibt kaum Langzeituntersuchungen des Wohlergehens dieser Kinder. Die schwedischen ForscherInnen haben nun 5680 IVF-Kinder unterschiedlichsten Alters - von 18 Monaten bis 14 Jahre - mit einer doppelt so großen Kontrollgruppe verglichen und bei den IVF-Kindern ein "fast vierfach erhöhtes Risiko von Zerebralparese" gefunden - ein Sammelbegriff für Folgen frühkindlicher Hirnschäden, von spastischen Lähmungen bis zu geminderter Intelligenz. Hoffnung auf ein befruchtetes Ei setzen Inwieweit das an den IVF-Verfahren liegt, ist allerdings unklar. Es kann wohl auch an den Fruchtbarkeitsstörungen liegen, die mit IVF überwunden werden. Und in einer Gruppe weichen IVF-Kinder und Kontrollen nicht voneinander ab: bei den Zwillingen. "Offenbar ist eine Zwillingsschwangerschaft per se auch ein wichtiger Risikofaktor", formulieren die ForscherInnen und raten, bei IVF immer nur ein befruchtetes Ei einzusetzen. "Diese Empfehlung ist leicht auszusprechen", entgegnet Gruber, "aber die Patientinnen drängen darauf, mehrere eingesetzt zu bekommen", weil sich damit die Chancen auf Kinder erhöhen. (Lancet, Vol. 359) (Jürgen Langenbach) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 9./10.2. 2002)