Unternehmen
PKN Orlen-Chef verhaftet und gekündigt
Andrzej Modrzejewski soll vertrauliche Informationen weitergegeben haben
Warschau/Wien - Der Präsident des größten polnischen
Ölkonzerns PKN Orlen, Andrzej Modrzejewski, ist in der vergangenen
Nacht wegen Verdachts auf Verrat vertraulicher Informationen über ein
börsenotiertes Unternehmen verhaftet worden, berichtet die
Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Aufsichtsrat von PKN, bei der die
OMV einsteigen will, habe daraufhin am Freitag Vormittag in
einer Sitzung beschlossen, Modrzejewski zu kündigen. Die polnische Polizei habe den PKN-Chef in der vergangenen Nacht
drei Stunden lang in Untersuchungshaft gehalten, bevor er wieder frei
gelassen worden sei. "Das ist eine Provokation. Es ist einfacher,
mich gleich zu feuern als die für 21. Februar geplante
Aktionärsversammlung abzuwarten, in der Investoren das derzeitige
Management unterstützen könnten", zitiert die polnischen
Börsenzeitung "Parkiet" Modrzejewski. Modrzejewski führt PKN Orlen
seit Mai 1999.
OMV an polnischen Ölkonzern interessiert
Der polnische Finanzminister Wieslaw Kaczmarek versuchte
Medienberichten zufolge zuletzt, den PKN-Chef loszuwerden. Kaczmarek
habe Modrzejewski schlechte Geschäftszahlen, eine schwache Strategie
und mangelnde Kooperation beim geplanten Verkauf von Anteilen
vorgeworfen, hieß es. Der polnische Staat hält 28,4 Prozent an PKN.
Im laufenden Privatisierungsprozess um PKN interessieren sich die
österreichische OMV-Gruppe sowie die ungarische MOL für den zum
Verkauf stehenden 17,6-prozentigen Staatsanteil.
Die Verhaftung Modrzejewskis stehe in Zusammenhang mit dem PZU
Zycie-Skandal, berichtet Bloomberg weiter. Dem Lebensversicherer
PZU-Zycie wird vorgeworfen, seinem Unternehmen durch die Vergabe
zweifelhafter Kredite schwere Verluste eingebracht zu haben.
Modrzejewski sei verhaftet worden, nachdem der frühere Präsident von
PZU Zyce, Grzegorz Wieczerzak, den Ermittlern gesagt habe, dass derPKN-Chef vor vier Jahren vertrauliche Informationen weitergeleitet
habe, was Wieczerzak beim Handel mit PKN-Aktien Vorteile gebracht
habe.
Die PKN-Aktien verloren gestern fast sieben Prozent und schlossen
bei 20,20 Zloty (5,53 Euro/76,1 S), dem niedrigsten Kurs seit
Jahresbeginn. (APA)